Finale in Viernheim vermasselt

von Ulrich Giese

Vom Papier her bestand für Delmenhorst und Werder die Chance die Saison in Viernheim mit einem Doppelsieg abzuschließen. Dieses Ziel schien nach der 14. Runde am 17. April auch noch möglich, besiegte doch Delmenhorst Zähringen deutlich mit 5,5:2,5 und Werder blieb mit 4,5:3,5 gegen Absteiger Viernheim im Zielrahmen. Sonntag wurden dann Gastgeschenke verteilt, Delmenhorst ermöglichte Viernheim mit einer 3,5:4,5 Niederlage das Verlassen des letzten Platzes, Werders 2,5:5,5 Geschenk an Zähringen konnte deren Abstieg dagegen nicht mehr verhindern.

Gewohnt sicher traten die Delmenhorster sonnabends gegen Zähringen auf. Rogers nutzte gegen Baklan am Spitzenbrett die Möglichkeit sein unbefriedigenden Score zu verbessern und Agdestein strebt mit seinem Sieg gegen Cvitan auch ohne Fußball wieder der 2600er Region entgegen. Einziger Verlierer auf Delmenhorster Seite war an Brett 3 Conquest, der Pelletier unterlag. Die »deutsche Mannschaft« wußte mit Remisen durch Gisbrecht, Lauber und Plump gegen Siegel, Toth und Schuh und Siegen von Wesseln über Grünewald und Topscorer Jugelt gegen Maier zu überzeugen.

Weit weniger überzeugend fiel Werders Sieg gegen die zu diesem Zeitpunkt schon als Absteiger feststehenden Viernheimern aus. Während Hracek am Spitzenbrett nur zu einem Remis gegen Bauer kam, konnte Kindermann mit einem Sieg gegen Rausis seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Gleiches galt - leider im negativen Sinn - für Knaak. Gegen Beikert produzierte er seine fünfte Niederlage in Folge. Da Babula und Kachiani-Gersinska gegen Sokolov und Grund jeweils zu einem Remis kamen und Meins gegen Schulze die Niederlage von Heissler gegen Schwalfenberg egalisierte, oblag es Mannschaftsführer C.D. Meyer, der mit der eigenen Aufstellung ein gutes Händchen bewies, den entscheidenden Sieg gegen Schmidt zu holen. Damit war er bei bisher zwei Aufstellungen zumindest nach der 14. Runde prozentual bester Scorer (75 Prozent) der Bremer Mannschaft.

Ob die Delmenhorster ihren sicherstehenden vierten Platz in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag zu heftig gefeiert haben, ob sie nette Gäste sein wollten oder ob einfach die Luft raus war, jedenfalls beendeten sie die für sie so erfolgreiche Saison 1998/1999 mit einer Niederlage gegen Absteiger Viernheim. Rogers gelang am Spitzenbrett ein Remis gegen Bauer, Agdestein und Conquest wechselten gegenüber Sonnabend die Ergebnisse. Der Norweger verlor gegen Rausis, blieb aber mit 72 Prozent nach Prozent bester Punktelieferant der Delmenhorster. Der Engländer Conquest erreichte mit seinem Sieg gegen Beikert aus 13 Partien 8 Punkte und bestätigte, wie die beiden anderen Neulinge Agdestein und Hodgson, die in ihn gesetzten Erwartungen. An Brett 4 kam Gisbrecht zu einem Remis gegen Sokolov, während Lauber Schwalfenberg unterlag. Da Jugelt gegen Grund nur ein Remis erreichte und Wesseln Kratochwill unterlag, war der Sieg am letzten Brett von Plump gegen Schmidt unzureichend. Am Ende mußten sich die Delmenhorster mit 3,5:4,5 geschlagen geben.

Noch schlechter schlug sich an diesem Tag der SV Werder Bremen. Zwar beendete Knaak mit einem Remis gegen Pelletier seine Negativserie, die über ihm stehenden Hracek und Kindermann erzielten gegen Baklan und Cvitan gleichfalls ein Remis und Babula kam am vierten Brett zu einem Sieg über Siegel, die letzten vier Bretter beendeten jedoch Werders Punkteeinfahren! Vier Niederlagen, ein hartes Los, daß sich Meins gegen Toth, Heissler gegen Maier, Kachiani-Gersinska gegen Grünewald und C.D. Meyer gegen Schuh teilten. Damit blieb Heissler wie Schmidt (Zähringen) an diesem Wochenende ohne Punkt. Einen doppelten Punktgewinn gelang dagegen Schwalfenberg (Viernheim).

Mit ihrem Saisonausklang enttäuschten die Werderaner wie in der gesamten Saison zuvor. Irgendwie ist in der Mannschaft zur Zeit der Wurm drin. Am Spitzenbrett konnte Hracek zwar ab Mitte der Saison seine Leistung verbessern, die an Brett 2 und 3 agierenden Kindermann und Knaak werden Trainer C.D. Meyer jedoch einige Nerven gekostet haben. Total daneben ging Kindermanns Saisonstart mit einem Punkt aus 7 Partien. Danach fing er sich mit 4,5 Punkten aus den letzten 8 Partien, dafür ging es mit Knaak, der wiederum aus den letzten 7 Partien lediglich einen Punkt holte, bergab. Auch GM Babula hat mit 8/13 an Brett 4 sein Potential nicht gänzlich ausgereizt. Die nachfolgenden Spieler, die deutlich schlechtere ELO-Zahlen aufweisen, haben sicherlich im Rahmen der allgemeinen Erwartungen agiert, jedoch konnten sie die Schwächen der oberen Bretter nicht ausgleichen. Platz 8 in der Endtabelle geht noch in Ordnung, ein negatives Punktverhältnis von 14-16 haben Werders Verantwortliche zu Saisonbeginn sicherlich nicht eingeplant.

Bei Delmenhorst machten sich die drei neuen Spieler bezahlt, holten in 33 Einsätzen 21,5 Punkte und hatten damit maßgeblichen Anteil am guten Abschneiden der Delmenhorster. Der vierte Ausländer im Bunde, GM Rogers, enttäuschte dagegen mit 4 Punkten aus 11 Partien und konnte seine ELO von 2618 nicht bestätigen. Die restlichen Delmenhorster, die sich um eine ELO von 2400 bewegen, agierten in etwa wie Werders unterer Mannschaftsbau. Einen Akzent nach unten setzte dabei Breutigam, der aus 7 Auftritten lediglich eineinhalb Punkte holen konnte, dafür in die Bresche sprang Jugelt, der sich mit 10,5 Punkten aus 15 Partien einen Platz in der Topliste der Bundesliga sicherte und damit für höhere Aufgaben empfahl. Den vierten Platz sollten die Delmenhorster jetzt ausgiebig feiern, die nächste Saison wird sicherlich schwieriger, die Gegner sind jetzt gewarnt.