Kommt die Neuordnung der Bundesliga?
von Ulrich Giese
Bundesspielleiter Jürgen Kohlstädt plant für den Bundeskongreß des Deutschen Schachbundes am 3. Juni einen Antrag, der das Vorstellungsvermögen einiger Bundesligavereine sprengen wird. Trotzdem, mit seinem Antrag zur Neuordnung der Bundesligen geht er den richtigen Weg.
Ginge es nach Kohlstädt, würde die 1. Bundesliga ab der Saison 2001/2002 nur noch mit 10 Mannschaften in einer Hin- und Rückrunde ausgetragen. Die Spiele sollen im Wochenrhythmus (9 vor Weihnachten, 9 nach Weihnachten) jeweils sonnabends (14 Uhr) ausgetragen werden. Die vier 2. Bundesligastaffeln sollen auf zwei reduziert werden und zusätzlich soll eine zweigeteilte Regionalliga zwischen der 2. und der Oberliga eingerichtet werden.
Sollte sich der Bundesspielleiter mit seinen Vorstellungen durchsetzen können, hätte dieses für die Saison 2000/2001 weitreichende Folgen. Um die geplannten Mannschaftsstärken zu erreichen, müssten aus der Bundesliga 6 Mannschaften (keine Aufsteiger) absteigen. Die Zahl der Absteiger aus der 2. Bundesliga läge sogar bei 26 Mannschaften, die in die neu zu gründenden Regionalligen und in die Oberligen absteigen würden.
Die Einsicht, dass die bestehenden Regelungen reformbedürftig seien, bestehe schon seit längerem, so Kohlstädt, und auch die aktuellen Ereignisse zeigen den Änderungsbedarf deutlich (u.a. hat Dresden es abgelehnt für Delmenhorst in der 1. Bundesliga, der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga-West hat sich zurückgezogen, ...). Die Bundesligavereine selber seien aber nicht in der Lage ihre Probleme zu lösen. Zu sehr werden hier partielle Einzelinteressen verfolgt, begründet Kohlstädt seine Initiative.
Hinter der vom Bundesspielleiter vorgeschlagenen Neuordnung der Bundesligen verbergen sich weitreichende Ideen:
- Durch die wöchentlichen Einzelrunden würden die jetzigen »Ausländergroßmeistermannschaften« unbezahlbar. Die Position deutscher Schachspieler würde gestärkt bzw. die Vereine müssten sich überlegen, wie sie ihre ausländischen Stars in den Verein integrieren können (z.B. befristete Arbeitsverträge für Spielertrainer).
- Durch die Beschränkung auf den Sonnabend als Spieltag ergäbe sich kein Terminkonflikt mehr mit den unteren Klassen. Für die Bundesligavereine bestände die Chance sich dauerhaft ein zahlendes »Schachpublikum« aufzubauen. Die Verbände hätten keine Probleme mehr Schiedsrichter zu stellen.
- Ungenügende Räumlichkeiten können schon jetzt mit einem sofortigen Spielverlust bestraft werden. Dies ist bei der jetzigen Pärchenbildung praktisch nicht durchsetzbar, da die Interessen Dritter (die jeweiligen Reisepartner könnten ja auch nicht spielen) beschnitten würden.
- Der Druck auf die Bundesligavereine, ein langfristig tragfähiges Konzept aufzubauen, würde zunehmen. Dies könnte helfen die seit Jahren kursierende Pleitewelle zu beenden.
Spannend dürfte die Reaktion der Bundesligavereine und ihrer Sponsoren auf diese Vorschläge sein. Formal ist ihre Macht in dieser Angelegenheit begrenzt, der Deutsche Schachbund und die Landesverbände haben die Entscheidungsbefugnis.