Steffens Vereinsmeister der Bremer SG
(Schach-Info Nr. 20 / BSG)
Ziemlich eindeutig fielen die Entscheidungen in den beiden Gruppen der BSG-Vereinsmeisterschaft 1999/2000 aus. Olaf Steffens in der »Meistergruppe« und Jan Plath in der »Kandidatengruppe« hatten nach elf Runden jeweils 1,5 Punkte Vorsprung vor den Verfolgern.
»Meistergruppe«
Turnierfavorit Olaf Steffens, der in der »Meistergruppe« nach sieben Runden mit sechs Punkten bereits deutlich in Führung gelegen hatte, konnte seinen Vorsprung in den letzten Runden souverän verteidigen. Sieben Partiegewinnen standen nur vier Punkteteilungen gegenüber. Vor allem in den ersten Runden drohende Niederlagen konnte er mit etwas Glück und viel Geschick vermeiden. Vizevereinsmeister Michael Erlich spielte gewohnt solide, hatte aber vor allem bei längeren, in die vierte oder fünfte Stunde gehenden Partien Schwierigkeiten, gute Stellungen in volle Punkte umzumünzen. So reichte es nur zu 7,5 Punkten. Titelverteidiger Rolf Hundack hatte wohl noch am ehesten Chancen Olaf Steffens den ersten Platz streitig zu machen, doch wurden bereits in den ersten Runden zwei klare Gewinnstellungen zu Verlustpartien vergurkt. Mit 2,5 Punkten aus sechs Partien gestartet, bedürfte es noch eines Endspurts mit 4,5 aus 5, um nach Feinwertung knapp Dritter zu werden.
Auf ebenfalls sieben Punkte kam Kai-Uve Wittfoth, mit 3,5 Punkten aus 7 Partien nicht viel besser gestartet. Demgegenüber baute der fulminant gestartete Marko Jostes (4 aus 5) in der zweiten Turnierhälfte stark ab. Dennoch, angesichts der viertschwächsten DWZ, bedeutet der fünfte Platz für ihn einen überraschenden Erfolg.
Der lange auf vorderen Tabellenrängen liegende Boris Milstein erlebte in den letzten drei Runden ein kleines Desaster mit hoher Patzerquote und konnte hier nur noch ein Remis holen. Mit den fünfzig Prozent dürfte er nicht zufrieden sein, zumal auffällt, dass gegen die vor ihm liegenden Spieler 3 aus 5, gegen die sechs hinter ihm liegenden aber nur 2,5 Punkte geholt wurden. Der Tabellenachte Peter Schulz kam gegen die fünf erstplazierten Spieler nur auf einen halben Punkt, verdarb eine etwas bessere Platzierung aber vor allem durch eine ganz schreckliche Partie in der letzten Runde. Die beiden »Altmeister« Armin Schöne und Klaus Rust, beide ebenfalls mit fünf Punkten, bekamen in diesem Turnier überraschenderweise kaum ein Bein auf den Boden. Nur gegen die drei Tabellenletzten konnte man hundertprozentige Ergebnisse erzielen, ansonsten reichte es - mit einer Ausnahme - nur für einige Remis.
Absteiger in die »Kandidatengruppe« sind die drei Spieler, die man nach DWZ dort vermuten durfte; Jake Bokelmanns oftmals bewährte Remisstrategie, die Punkte wurden unter anderem mit den Spielern auf den Plätzen zwei bis fünf geteilt, reichte nicht ganz, da doch vier Partien verloren gingen - sieben Remis gleich 3,5 Punkte bedeuteten 1,5 Punkte Abstand zum rettenden neunten Platz. Elfter wurde einigermaßen überraschend Thorsten Benecke. Der hatte seine 2,5 Punkte bereits nach sechs Runden zusammen, abschließend folgte eine kleine sowie eine große Rochade. Roman Roessler hatte es schwer in diesem Turnier und kam erst in der letzten Runde zum ersten Partiegewinn. Mit zwei Remis in den ersten beiden Runden gestartet, folgten in den Runden drei bis zehn acht Niederlagen, von denen die eine oder andere aber recht unglücklich (und unnötig) war.
Steffens - Bokelmann B06
BSG-VM Meistergruppe [11]
1. e4 g6 2. d4 Lg7 3. Sc3 d5 4. exd5 (4. Sxd5?! c6) 4... Sf6 5. Lc4 Sbd7 6. Sf3 Sb6 7. Lb3 0-0 8. 0-0 9. Te1 c6 10. Se5 Le6 11. Sa4 Sd7 (11... Sc7!?) 12. Sxd7 Lxd7 13. Sc5 Lc8 (Vielleicht sollte Schwarz das Läuferpaar aufgeben, denn im Partieverlauf gerät er in eine sehr passive Position) 14. Lg5 Te8 15. Dd2 b6 16. Se4 Le6 17. c4 Sc7 18. Tadl Lg4 (18... Lf5!?) 19. f3 Lf5 20. Sg3 Lc8 21. d5 cxd5 22. cxd5 Lb7? (22... Dd7!? nähme die Dame aus der Fesselung und würde die folgende, überraschende Kombination verhindern) 23. Txe7! Txe7 24. d6! (24. d6 Se6 25. dxe7 Dd2 26. Txd2 Ld4+ 27. Kf1 La6+ 28. Ke1 Sxg5 29. Txd4 +-) 1-0
Endtabelle Meistergruppe
Pl. | Name | Pkt | BH |
---|---|---|---|
1. | Olaf Steffens | 9,0 | 45,0 |
2. | Michael Erlich | 7,5 | 35,5 |
3. | Rolf Hundack | 7,0 | 33,0 |
4. | Kal-Uve Wittfoth | 7,0 | 32,5 |
5. | Marko Jostes | 7,0 | 32,0 |
6. | Boris Milstein | 5,5 | 31,0 |
7. | Peter Schulz | 5,0 | 24,5 |
8. | Armin Schöne | 5,0 | 22,0 |
9. | Klaus Rust-Lux | 5,0 | 19,0 |
10. | Jake Bokelmann | 3,5 | 19,0 |
11. | Thorsten Benecke | 2,5 | 9,5 |
12. | Roman Roessler | 2,0 | 9,0 |
»Kandidatengruppe«
In der Kandidatengruppe wurden drei Aufstiegsplätze zur Meistergruppe ausgespielt. Hier kam der im vornhinein allenfalls zu den Mitfavoriten zählende Jan Plath sogar auf zehn Punkte aus elf Partien. Jan Plath agierte sehr souverän, lediglich in zwei Partien kam er in Verlustgefahr und musste auch nur zwei Remis abgegeben. Betrug sein Vorsprung nach sieben Runden nur einen halben Punkt, konnte Jan Plath den durch ein hundertprozentiges Ergebnis aus den letzten vier Partien auf ebenfalls 1,5 Punkte ausbauen. Klarer Zweiter mit einem Punkt Vorsprung wurde Axel Buhrdorf, der mit 4 Punkten aus den ersten sechs Runden recht verhalten gestartet war, danach aber nur noch ein Remis abgab.
Die Entscheidung um den dritten Aufstiegsplatz war so spannend wie hauchdünn. Hier konnte sich letztendlich Manfred Breutigam, vor der abschließenden Runde nur Fünfter, durchsetzen, da die beiden mit einem halben Punkt vor ihm liegenden Spieler - Arnd Hochhuth und Henk de Jonge - ihre letzte Partie verloren bzw. über ein Remis nicht hinauskamen. Erst die Feinstwertung, die sogenannte zweite Buchholzzahl gab den Ausschlag, denn sowohl die erzielte Punkt- als auch die Buchholzzahl waren identisch mit der des letztendlichen Tabellenvierten, Henk de Jonge. Der holländische Neuzugang, den niemand zu Turnierbeginn einschätzen konnte, produzierte Glanzpartien, übertrieb es mitunter aber auch stark mit der allzu taktischen Anlagen seiner Partien. Die zweifellos große Spielstärke, die einiges über DWZ 2000 liegen dürfte, öfter in soliderer Partien umzusetzen, hätte einen Aufstiegsplatz relativ einfach gesichert. Pech hatte zweifelsohne auch Arnd Hochhuth, der in diesem Turnier endlich wiedereinmal recht gut agierte. Mit der weitaus besten Buchholzzahl aller TeilnehmerInnen ausgestattet, hätte ein Remis in der letzten Runde für den dritten Platz völlig genügt. Dass Uwe Staroske dies in der Eröffnungsphase abgelehnt hätte, ist wohl eher unwahrscheinlich. So ging die entscheidende Partie relativ glatt verloren. Tabellensechster wurde Michael Müller, der die meiste Zeit in diesem Turnier auf einem Aufstiegsplatz gelegen hatte. Mit 5,5 Punkten aus sieben Partien gestartet, gelangen ihm aber in den letzten vier Runden nur noch ein (kampfloser) Partiegewinn sowie ein Remis.
Diese ersten sechs Spieler waren, auch wenn die VerfolgerInnen in der Tabelle nur einen weiteren halben Punkt zurücklagen, die mit Abstand stärksten in diesem Turnier. Im Grunde genommen wurden die drei ersten Plätze unter Jan Plath, Axel Buhrdorf, Manfred Breutigam, Henk de Jonge, Arnd Hochhuth und Michael Müller ausgespielt - in diese Phalanx hineinbrechen konnte allenfalls der nach acht Runden umzugsbedingt ausgeschiedene Michael Gorodinski. Nach acht Runden hatten die ersten Sechs, die fast ständig in Führung lagen, jeder gegen jeden gespielt, in der Aufstiegsfrage zählte dann nur noch, wer gegen vermeintlich oder tatsächlich schwächere SpielerInnen Punkte abgeben würde. Das führte dann auch dazu, dass die Vornplazierten - durch das Schweizer System bedingt - in den letzten Runde zumeist gegen SpielerInnen antreten mussten, die zehn oder mehr Plätze hinter ihnen lagen.
Das schmälert aber nicht den geradezu sensationellen Erfolg von Rolf Jordan, der, mit einer der schwächsten DWZ ins Turnier gegangen, auf dem siebten Platz landete. Rolf Jordan musste zwar nur gegen zwei Spielerinnen unter den ersten Zwölf antreten, war dafür aber in den hinteren Tabellenregionen um so erfolgreicher. Genauso wenig wie den zehnten Platz von Wilfried Rasche, der zwar unter den ersten Acht 0 aus 4 holte, ansonsten aber sein gutes Mannschaftsergebnis bestätigte.
Zufrieden mit dem Turnier können sowohl der »Findorffer« Uwe Staroske (Platz acht) wie auch Axel Reeh (11.), der lange Zeit vorn mitspielte und knapp 30 DWZ-Punkte gewonnen haben dürfte, sein. Im Gegensatz zu den höher eingeschätzten und bei den letzten Vereinsmeisterschaften einigermaßen erfolgreichen Erhard Waldeck (9.) und Christa Gutknecht (12.), für die diesmal gegen stärkere Spieler nichts zu holen war. Ausweislich der DWZ-Leistung spielten auch Herwarth Ernst und insbesondere Michael Drosdowski, die beide auf 50 Prozent kamen, ein gutes Turnier, genauso wie Neidhardt Strasser, dessen vier Punkte angesichts des vorletzten Setzlistenplatzes als Erfolg zu werten sind. Bei den meisten anderen SpielerInnen lief wohl nicht allzu viel zusammen.
Plath - de Jonge E83
BSG-VM (Kandidatengruppe)
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6. Le3 Sc6 7. Sge2 a6 8. g4 Tb8 9. Sg3 e5 10. d5 Sd4 11. Le2 (11. Lxd4? exd4 12. Dxd4 Sxe4 13. Dd3 Sxc3) 11... c5 12. h4 Ld7 13. Kf2 b5 14. g5?! Se8 15. cxb5 axb5 16. h5 f5 17. gxf6 Sxf6 19. Kg2 b4 19. Sb1 b3 (19... De8!?) 20. axb3 Sxb3 21. Ta6 Sd4 22. Lxd4?! (22. hxg6 hxg6 23. Dd2) 22... exd4 23. hxg6 (23. Txd6 Lh3+ 24. Txh3 Dxd6 25. hxg6 hxg6 wäre besser für Schwarz) 23... hxg6 24. Txd6? (Die weißen Figuren stehen jetzt zu passiv) 24... Lh3+ 25. Txh3 Dxd6 26. Sa3 Df4! 27.Sb5 Sh7! (27... Sd7 28. b4!?) 28.d6 Le5 (droht Sg5) 29. Sc7 (29. Db3+ Kg7 30.De6 Sg5-+ oder 29. Lc4+ Kg7 30. Se2 Dg5+ 31. Kh1 Tfd8-+) 29... Sg5? (29... Txb2! -+ 30. Kh1 [30. Sd5? Dxf3+] 30... Sg5 31. Lc4+ [30. Sd5? Sxh3! -+] 31... Kg7 32. Se6+ Sxe6 33. Lxe6 Th8-+) 30. Sd5 Df7? (30... Sxh3! 31. Sxf4 Sxf4+ 32. Kh1 Txb2 33. Dc1 d3-+) 31. Se7+ Kg7 32.Sgf5+! gxf5 (32... Kf6?! 33. Th6! [31 Sd5+ Dxd5! 34. exd5 Sxh3 35. Kh3 gxf5] 33... Txb2 34. Txg6+ Dxg6 35. Sxg6 Kxg6 mit ausgeglichener Stellung) 33. Sxf5+ Dxf5! 34. exf5 Sxh3 35. Kxh3 Th8+ (35... Txf5 36. Kg2 Kf6 37. Dh1 wäre unklar) 36. Kg4 (36. Kg2?? Th2+ 37. Kg1 Tbh8 -+) 36... Kf6 37. Lc4 Lxd6?! (37... Txb2? 38. f4 Lxd6 39. De1 +-; 37... Tb7!? 38. f4 Lxd6) 38. Dc1! (Weiß ist aus dem Schlimmsten raus) 38... Thg8+ 39. Lxg8 Txg8+ 40.Kh3 Kxf5 41. Dc2+ Kf6 42. De4 Th8+ 43. Kg4 (43. Kg2 Th2+ 44. Kf1 Txb2 ist leicht besser für Schwarz) 43... Tg8+ Remis [Anmerkungen: Henk de Jong; leicht ergänzt]
Endtabelle Kandidatengruppe
Pl. | Name | Pkt | BH |
---|---|---|---|
1. | Jan Plath | 10,0 | 71,5 |
2. | Axel Buhrdorf | 8,5 | 71,5 |
3. | Manfred Breutigam | 7,5 | 69,5 |
4. | Henk de Jonge | 7,5 | 69,5 |
5. | Arnd Hochhuth | 7,0 | 74,5 |
6. | Michael Müller | 7,0 | 67,0 |
7. | Rolf Jordan | 6,5 | 49,0 |
8. | Uwe Staroske | 6,0 | 64,5 |
9. | Erhard Waldeck | 6,0 | 57,0 |
10. | Wilfried Rasche | 6,0 | 54,5 |
11. | Axel Reeh | 5,5 | 70,5 |
12. | Christa Gutknecht | 5,5 | 67,0 |
13. | Herwart Ernst | 5,5 | 63,5 |
14. | Michael Drosdowski | 5,5 | 55,0 |
15. | Christian Pohla | 5,5 | 53,0 |
16. | Norbert Chromik | 4,5 | 60,0 |
17. | Michael Gorodinski | 4,5 | 57,5 |
18. | Neithardt Strasser | 4,0 | 45,0 |
19. | Friedrich Godt | 4,0 | 37,0 |
20. | Werner Eggers | 3,5 | 47,5 |
21. | Hayo Hoffer | 3,0 | 10,5 |
22. | Horst Schütze | 2,5 | 50,5 |
23. | Martina Schlittgen | 2,0 | 47,0 |
24. | Christian Marx | 2,0 | 38,5 |
25. | Tim Caspari | 1,5 | 5,0 |
26. | Alexander Kück | 1,0 | 44,5 |