Delmenhorster SK gewinnt die Deutsche Vereinsmeisterschaft U20

Sensationeller Sieg in der Königsklasse vor Bochum und Königspringer Hamburg

Ein Bericht von Ulrike Schlüter mit Analysen von Tobias Jugelt und Malte Meyer

Einen äußerst erfolgreichen Abschluss des Jahres konnte die Jugendmannschaft des Delmenhorster SK für sich verbuchen: Bei der in Hamburg ausgetragenen Deutschen Vereinsmannschaftsmeisterschaft U 20 erreichten Bernd Korsus, Malte Meyer, Alexander Haucke, Volker Branding, Gerhard Riewe, Tobias Sturm und Hoang Nguyen den Titelgewinn vor den favorisierten Teams aus Bochum und Hamburg.

Kurioserweise hatte sich der Delmenhorster SK für diese Meisterschaft eigentlich gar nicht qualifiziert. Denn in den Qualifikationskämpfen der Jugendbundesliga Nord hatte die Mannschaft mehrfach enttäuscht und konnte nur einen 4. Rang belegen, der nicht zur Teilnahme an der Endrunde der besten 14 Mannschaften berechtigte.

Doch dann las der Bundesjugendsprecher Eike Schwede etwa eine Woche vor Weihnachten im Internet auf den DSJ-Seiten (wer liest die auch sonst schon?) von dem Verzicht des badischen Meisters und der Möglichkeit, sich um einen Freiplatz zu bewerben. Schnell war allen klar, dass diese Gelegenheit genutzt werden musste und dank der hohen Elo-Zahlen der Spieler erhielt der DSK dann den Vorzug vor vielen anderen starken Bewerbern.

Nun galt es nur noch, die »alte Mannschaft« für die Meisterschaft zu mobilisieren. Fieberhaft wurde herumtelefoniert und alle waren sofort begeistert.

Und schnell zeigte sich: Der DSK würde in Hamburg zum Kreis der engsten Favoriten gehören, da nur wenige Mannschaften nominell stärker besetzt waren. Zwar wurde der Titelverteidiger, die SG Bochum 31, als nahezu unschlagbar eingestuft, dahinter sollte aber alles möglich sein. So wurde ein Platz auf dem Podest als Ziel der Meisterschaft ausgegeben.

Am 26.12. ging es mittags los. Neben den sieben Spielern waren Tobias Jugelt und Arnd Lauber als Trainer dabei sowie Eike Schwede und ich als Betreuer. Zusätzlich unterstützten uns vor Ort während der entscheidenden Kämpfe noch unser Vizepräsident Jürgen Hurrle und Helmuth Riewe, der für das Delmenhorster Kreisblatt berichtete. Bei einem so großen Team konnte eigentlich auch nichts mehr schief gehen. An dieser Stelle deshalb noch einmal vielen Dank für die Unterstützung und besonders an Jürgen für die tolle Berichterstattung im Internet!

(An dieser Stelle sei allen Lesern die Homepage des Delmenhorster SK empfohlen: unter www.dsk1931eV.de finden sich tolle Fotos von der Siegermannschaft und vieles mehr!).

In Hamburg angekommen, stellten wir schnell fest, dass die Jugendherberge zwar wunderschön direkt oberhalb des Hafens gelegen war, ansonsten aber - vor allem im Vergleich zu Neumünster im letzten Jahr - einige Wünsche offen ließ. Insbesondere die Zimmer waren sehr eng und der Turniersaal hätte ruhig etwas mehr Platz für die vielen Zuschauer bieten dürfen.

Insgesamt gelang dem Hamburger SK mit seinem jungen Team um Steffen Krause und HC Stejskal aber eine gute Ausrichtung, sogar eine eigene Internetseite wurde erstellt, in der die Fans zu Hause immer aktuell das Geschehen in Hamburg verfolgen konnten.

Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellungen ergab, dass - im Gegensatz zu uns - einige Teams nicht mit ihren besten Vertretungen angereist waren, so fehlten bei den SF Dortmund-Brackel u. a. GM Arkadij Naiditsch und FM David Baramidze. Somit konnten wir uns in der Setzliste um einen Rang verbessern und waren nun hinter Bochum und Königsspringer HH an Nr. 3 gesetzt, knapp vor dem Hamburger SK. Beste Voraussetzungen, um das anvisierte Ziel, einen Podestplatz, erreichen zu können.

1. Runde: DSK - SSV Rotation Berlin 5,5 - 0,5

Mit leichter Verspätung ging es am Abend los und unser Gegner in der 1. Runde war der Vize-Meister der Jugendbundesliga Staffel Ost, der SSV Rotation Berlin. Zwar erwiesen sich die Berliner stärker als ihre Wertungszahlen es erwarten ließen, größere Probleme konnten sie unserem Team aber letztlich nicht bereiten, so dass der erhoffte deutliche Auftaktsieg heraussprang. Lediglich Gerhard musste in einem Turmendspiel mit Mehrbauern ins Remis einwilligen. Hier der erste Sieg des Turniers von Sturm:

Sturm,T - Krohne,R [C15]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.Ld2 c5 5.a3 Lxc3 6.Lxc3 Se7? Im Unterschied zu vielen anderen Französisch-Varainten kann Schwarz den Bauern hier nicht zurückgewinnen. 7.dxc5 0-0 8.Ld3 d4 9.Ld2 e5 10.f4!± Öffnet die f-Linie. 10...exf4 11.Lxf4 Sg6 12.Df3 Sc6 13.b4 a6 14.Se2 Sge5 15.Dg3 Te8 16.0-0 Te6 17.Lg5 Dd7 [oder 17...f6 18.Lh6 Te7 19.Txf6+-] 18.Sf4!+- Der Springer erreicht d5 und danach wirft Weiß einfach alles gegen die Schwäche auf f7. 18...Te8 19.Sd5 Ta7 20.Tf5 Sg6 21.Taf1 Tf8 [Hübsch ist 21...Sce5 22.Lf6! Sxd3 23.cxd3+-] 22.Lc4 Sd8 23.Sb6 1-0

2. Runde: DSK - SV Empor Erfurt 5 - 1

Nach einer kurzen Nacht saßen wir am nächsten Morgen bereits um 8.00 Uhr (!) wieder an den Brettern, diesmal gegen den Meister des Jahres 98, den SV Empor Erfurt, der in der 1. Runde ähnlich hoch gewonnen hatte. Gerhard und Volker brachten uns schnell mit 2-0 in Front und nach einem leistungsgerechten Remis von Bernd gegen Thomas Hänsel, den späteren Brettpreissieger an 1, sah es wieder nach einem klaren Erfolg aus. Dieser wurde es dann letztlich auch, allerdings ging es gegen Ende der Partien doch noch einmal sehr spannend zu: Maltes Gegner verschmähte ein Dauerschach und verlor doch noch, Hoang und sein Gegner zockten bei jeweils noch 1 Minute Restbedenkzeit bis zum Endspiel Dame - Dame und Ali behielt die Nerven und setzte seinen Gegner in den letzten fünf Sekunden noch Matt.

3. Runde: DSK - SC Tamm 5 - 1

Den württembergischen Meister hatten wir auch im letzten Jahr schon bezwingen können. Diesmal musste die Mannschaft leider ohne ihr Spitzenbrett, den mehrfachen Deutschen Jugendmeister Hannes Rau auskommen, der zeitgleich ein IM-Turnier spielte.Nach zwei schnellen Remis an den Brettern 2 und 3 (sehr günstig für uns, da dort die beiden stärksten Spieler der Gegner saßen) nahm auch dieser Kampf einen sehr guten Verlauf und es gab wieder einen hohen Sieg zu bejubeln. Als Kostprobe hier die Partie von Bernd:

Gelfenboim,J (2185) - Korsus,B (2283) [B33]

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 6.Sdb5 d6 7.Sd5 Sxd5 8.exd5 Sb8 9.c4 a6 10.Sc3 Le7 11.Le2 0-0 12.0-0 f5 13.f4 Lf6 14.g3 Sd7 15.Dc2 g6 16.Kh1 Dc7 17.Ld2 b6 18.Tac1 Lb7 19.b4?! Dieser Zug schwächt Bc4 und wird von Bernd und Fritz übereinstimmend getadelt. 19...Lg7 20.a4 Tae8 21.Ld3 exf4 22.gxf4 [22.Lxf4 Se5=+] 22...Sf6 23.Tce1 Dd8 24.Le2 Se4 25.Lf3 Gibt das Läuferpaar ab. [Vielleicht kam 25.Sxe4 in Betracht: 25...fxe4 26.Ld1 b5 27.Txe4 Dc8 (unklar)] 25...Sxd2 26.Dxd2 Dc7 27.Dd3 Mit diesem Bauerneinsteller verband der Weiße ein Remisangebot. [Einzig und allein nach 27.Tc1! hätte man über eine Punkteteilung nachdenken können. (Mit der Idee) 27...Dxc4?! 28.Sb5! Te2! (einziger Zug) (28...Db3? 29.Sxd6±) 29.Lxe2 Dxd5+ 30.Dxd5+ Lxd5+ 31.Lf3 Lxf3+ 32.Txf3 axb5 33.axb5±] 27...Tc8-+ Schwarz gewinnt einen Bauern, dessen Verwertung mit Unterstützung des Läuferpaars keine besonderen Schwierigkeiten mehr bereitet. 28.Te6 Dxc4 29.Dxc4 Txc4 30.Se2 Td8 31.Tc1 Txc1+ 32.Sxc1 Lc8 33.Te7 Ld7 34.b5?! axb5 35.axb5 Lxb5 36.Tb7 Ld4 37.Se2 Lc5 38.Sc3 Lc4 39.Kg2 Ta8 0-1

Da sich Bochum und K´springer HH nach langem Kampf 3-3 - Unentschieden trennten waren wir nach der 3. Runde erstmals alleiniger Tabellenführer.

4. Runde: DSK - Königsspringer HH 3 - 3

Nach den drei relativ problemlos herausgespielten Auftaktsiegen wurde es nun langsam ernst:

An Tisch 1 wartete die an Nr. 2 gesetzte Mannschaft von Königsspringer Hamburg auf uns, gegen die wir in der letzten Jugendbundesligasaison recht deutlich verloren hatten. Von Beginn an war klar, dass es eine äußerst umkämpfte Begegnung werden würde und der Sieger beste Chancen auf einen Podestplatz haben würde. Zunächst sah es auch ganz gut aus: Zwar hatte Bernd, der gegen Steve Berger lange Zeit etwas besser gestanden hatte, ins Remis eingewilligt, nachdem die Partie verflacht war, Malte gewann aber erneut und Hoang konnte ein Figurenopfer seines Gegners gut parieren. Dann verdüsterten sich jedoch die Mienen der Betreuer. Volker war in eine vorbereitete Variante geraten und musste in großer Zeitnot aufgeben und Hoang konnte eine erneute Attacke seines Gegners nicht abwehren:

Wilms,I (2112) - Nguyen,H (1984) [B06]

1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 c5 4.dxc5 Lxc3+ Eine sehr riskante Entscheidung, da Weiß als Kompensation für den Doppelbauern Entwicklungsvorsprung und das Läuferpaar erhält. 5.bxc3 Sc6 6.Sf3 Da5 7.Ld3!? Weiß opfert einen Bauern, um den Entwicklungsvorsprung zu vergrößern. [Die Alternative war 7.Lb2 ] 7...Dxc3+ 8.Ld2 Dxc5 9.0-0 Sf6 10.Tb1 Sd4? [Sehr in Frage kommt 10...d6 11.Tb5 Da3] 11.e5! Sd5 [11...Sxf3+ 12.Dxf3 Dxe5 scheitert an 13.Tfe1 Dd4 14.Txe7+! Kxe7 15.Te1+ Kd8 16.Lg5+-] 12.c4 Sc7 13.Lb4 Da Schwarz nun nicht mehr zur Rochade kommt (_Be7), ist die weiße Kompensation schon mehr als ausreichend. 13...Sxf3+ (einziger Zug) 14.Dxf3 Dc6 [14...Dxe5? 15.Tfe1] 15.Le4 Da6 16.Tfe1 Tb8 17.Tbd1 Tf8 18.Ld6!? Da5 [18...exd6?? kostet die Dame nach 19.exd6 Se6 20.Df6] 19.Te3? Nach dem korrekten Figurenopfer im vorhergehenden Zug überspannt dieser Zug den Bogen. 19...exd6 20.Td5 Db6 [20...Sxd5? wäre des Guten zuviel: 21.Lxd5 dxe5 (einziger Zug) 22.Df6 (mit Gegenspiel)] 21.Tb3 Da6 22.Df6 Sxd5?? Wiederbelebt den weißen Angriff. [Nach 22...dxe5 23.Dxe5+ Kd8 sollte sich die schwarze Mehrfigur durchsetzen.] 23.cxd5?? Weiß revanchiert sich. [Notwendig war 23.Lxd5 dxe5 (einziger Zug) 24.Dxe5+ Kd8 25.Dxb8 Te8 (unklar)] 23...Da5 [Noch stärker war 23...De2! 24.h3 Dd1+ 25.Kh2 Dd4!-+] 24.Te3 Dd8 25.Df4 Dc7?? Verliert sofort. [Auf Grund des schlafenden schwarzen Damenflügels ist die Stellung nach 25...g5 26.Dg3 Th8 27.exd6 Kf8 noch nicht völlig klar, aber immerhin hat Schwarz einen Turm mehr.] 26.Lc2! Danach zeigt Fritz Matt in sieben an 26...dxe5 27.Txe5+ 1-0

Damit stand es 2,5 - 1,5 für K´springer und die beiden noch laufenden Partien ließen die Hoffnungen auf ein Mannschaftsremis auf ein Minimum schrumpfen. Doch während einige Hamburger Betreuer die Begegnung schon als gewonnen abhakten, zeigte sich auf einmal der enorme Kampfwille der Mannschaft: Zunächst hielt Gerhard seine völlig verlorene Stellung gegen Claudio Opitz (dank Unterverwandlung) noch Remis und schließlich gewann Ali - wieder einmal in den letzten verbleibenden Sekunden - noch ein allenfalls minimal besseres Turmendspiel gegen Peter Fjodorow.

Riewe,G (2076) - Opitz,C (1998)

Weiß am Zug
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In dieser bemerkenswerten Stellung ist Weiß zu einer Unterverwandlung gezwungen: 48.g7 Tg1+ 49.Kh6 Kf6 50.g8S+ Ke5 Nach drei aufeinanderfolgenden einzigen Zügen muss Weiß nun versuchen, mit dem König den Damenflügel zu erreichen, um das remis zu sichern. 51.Se7 Tg3 52.Sg6+ Kd6 53.Kg7 b5 54.Kf6 Tf3+ 55.Kg5 a5 56.Lg8 a4 57.Kg4 Tf1 58.Kg5 b4 59.Lc4 Tf2 60.Sf4 Kc5 61.Sd3+?? Dieser "Qualitätsgewinn" sollte die Partie verlieren. [Nach 61.Lg8 Kd4 62.Lf7 ist schwer zu sehen, wie Schwarz Fortschritte machen soll.] 61...Kxc4 62.Sxf2 b3?? [Es gewinnt 62...Kd4! 63.Sd1 a3 64.Kf4 b3!] 63.axb3+ Kxb3 64.Sd3 a3 65.Sc1+ In dieser wohlbekannten Stellung sichert Weiß das Remis, indem er seinen Springer auf den Feldern c1, a2, b4 und d3 hält. 65...Kc2 66.Sa2 Kb3 [66...Kb2 67.Sb4 Kb3 68.Sd3 a2 69.Sc1+=] 67.Sc1+ Kc3 1/2-1/2

Haucke,A (2224) - Fjodorow,P (2153)

Weiß am Zug
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Beim Stande von 1,5-2,5 musste Ali hier auf Gewinn spielen. Obwohl es schwer zu glauben ist, dass Weiß mehr als leichten Vorteil hat, nutzt er seine Chancen bravourös und sicherte das 3-3: 41.Kc4 Ta4+ 42.Kd5 Ta6 43.Tb2 Kg6 44.c4 Kf6 45.g3 g6 46.Tb3 g5 47.Tb5 h5 48.Tb3 h4 49.gxh4 gxh4 50.Tb5 Kg5 51.Tb7 Kf6 52.Td7 Ta5+ 53.Kxd6 Ta3 54.c5 Txh3 55.c6 Tc3 56.Td8 h3 57.c7 h2 58.Th8 Td3+ 59.Kc6 Tc3+ 60.Kb7 Tb3+ 61.Kc8 Ke7 62.Txh2 Tb4 63.f3 Tb3 64.Tc2 Tb4 65.Tc6 Tb3 66.Tc5 f6 67.Tc6 Tb4 68.Ta6 Tb3 69.Ta7 Tb1 70.Tb7 Tc1 71.Kb8 Ke6 72.c8D+ Txc8+ 73.Kxc8 Kd6 und im Blitzfinale einen Zug vor dem Matt 1-0

Großer Jubel bei dem Rest der Mannschaft und den Betreuern. Wir hatten die Tabellenführung vor Bochum verteidigt!

5. Runde: DSK - SG Bochum 31 3,5 - 2,5 !!!

Nun also gegen den hohen Favoriten und Rekordsieger der letzten Jahre! Aber wir waren auch Dank des glücklichen Ausgangs der gestrigen Partie voll motiviert und wollten auf jeden Fall mehr Gegenwehr leisten als bei der klaren Niederlage des vergangenen Turniers. Den meisten Spielern war zudem noch der unglückliche 8. Platz des letzten Jahres in Erinnerung, als uns in den Schlussrunden zwei Niederlagen gegen Bochum und Godesberg weit zurückwarfen.Der Kampf begann mit zwei schnellen Remis durch Gerhard und Bernd gegen den Jugendweltmeister von 1999.

Korsus,B (2283) - Kritz,L (2423) [E20]

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.f3 Sh5 5.g3 0-0 6.e4 d6 7.Lg2 c5 8.d5 Sf6 [Leonid Kritz verwarf 8...exd5 9.cxd5 f5 wegen 10.exf5 Lxf5 11.g4 was aber an 11...Dh4+ 12.Kd2 (12.Kf1 Lxg4) 12...Df2+ 13.De2 Dd4+ scheitert. Deshalb hatte Bernd 10.Sge2 vorbereitet.] 9.Sge2 b5 10.0-0 [10.dxe6 fxe6 11.e5 dxe5 12.f4 e4 bringt hier noch nichts ein.] 10...Lxc3 11.Sxc3 b4 [Diesmal ist 11...bxc4? weniger gut wegen 12.dxe6 fxe6 13.e5 dxe5 14.f4±] 12.Se2 exd5 13.exd5 a5 14.a4 bxa3 Schafft eine Schwäche auf a5, doch bei geschlossenem Damenflügel ist Weiß mit dem Läuferpaar auch im Vorteil. 15.Txa3 Sbd7 Schwarz beabsichtigt, Bc4 anzugreifen und Bb3 mit a5-a4 zu unterminieren 16.b3 Sb6 17.Sc3 Ld7 [Nach 17...a4? 18.Sxa4 Sxa4 19.Txa4 Txa4 20.bxa4 La6 21.Dc2! hat Schwarz keine Kompensation für den Bauern.] 18.Lg5 h6 Es drohte 19.Se4. 19.Lf4 Dc7 20.Dc2 Ta6 21.Tfa1 Tfa8 22.g4 Se8+= In dieser Stellung ist eigentlich nur noch die Frage, wie groß der weiße Vorteil ist. Sein ELO-Bonus sicherte dem Schwarzen aber das Remis. 1/2-1/2 In der Zeitnotphase entschied sich der Kampf dann zu unseren Gunsten: innerhalb einer Minute verspielten Ilja Zaragatski an Brett 2 und Jochen Dahm an Brett 3 die Meisterschaftsträume der Bochumer:Zaragatski,I (2248) - Meyer,M (2171)In dieser leicht besseren Stellung fand Ilja Zaragatski mit drei Minuten gegen einer auf der Uhr 35.Tc3?? wonach 35...Dxd6 eine Figur gewinnt. Natürlich gibt man nicht auf, wenn der Gegner nur noch eine Minute ein, aber für einige Sicherheitszüge war das ausreichend. 36.Df2 Dd8 37.Dc5 Tge6 38.h3 h6 39.Tce3 Dc7 40.Dd4 Dxc2 0-1

Haucke,A (2224) - Dahm,J (2219)

Weiß am Zug
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In dieser haushoch verlorenen Stellung spielte Ali bei beiderseits hängendem Blättchen 32.Sf6 Dxf6?? Wenn die Deutsche Meisterschaft an einem Zug hing, dann an diesem! [Nach 32...Te7 hat Schwarz einen so überwältigenden Mterialvorteil, dass die einzige Frage ist, ob er manuell die restlichen acht Züge schafft.] 33.Txf6 Jetzt ist die Stellung ausgeglichen. 33...Lf5?? Der nächste unglaubliche Fehler... [33...Le6=] 34.Dg5?? ...und unser Mann revanchiert sich umgehend. [34.Txd6! Ted5 (34...Txd6? 35.Dxe5+) 35.Txd5 Txd5 36.Dc7+-] 34...Tg4?? In der Tat gewinnt der vorletzte Fehler! [Nach 34...Kg7 steht der weiße Turm so unglücklich, das Weiß wahrscheinlich verloren ist.] 35.Dh6! und Matt in sieben 1-0

Nach der Zeitkontrolle bot Volker mit einer glatten Mehrqualität remis an, um »Ulrikes Nerven zu schonen«. Die einzige Niederlage musste Sturm an Brett 6 gegen die spätere Brettbeste quittieren.

6. Runde: DSK - Hamburger SK 4,5 - 1,5

Damit war der Meistertitel zum Greifen nahe. Zuvor galt es aber noch den Hamburger SK zu bezwingen; Immerhin unser Angstgegner der letzten Jahre! Noch nie hatte eine Jugendmannschaft des DSK gegen den Hamburger SK gewinnen können. Auch unser Trainer Arnd Lauber konnte sich aus seiner Zeit als Jugendspieler an empfindliche Niederlagen erinnern.

Diesmal gestaltete sich der Kampf aber problemlos und der Sieg war letztlich nie in Gefahr. Volker brachte uns mit einem schönen Sieg gegen HC Stejskal in Führung:

Branding,V (2117) - Stejskal,H (2043) [B07]

1.e4 d6 2.Sc3 Sf6 3.f4 g6 4.Sf3 Lg7 5.d4 c6 6.Ld3 Db6 7.0-0 Sg4 8.Se2 Sd7 9.h3 Sgf6 10.c3 e5?! In nachteiliger Stellung vermehr dieser Zug die schwarzen Probleme. 11.fxe5 Sxe5 12.Sxe5 dxe5 13.Lg5 (Entwicklungsvorsprung) Sd7 14.Lc4 f6 [Das schwarze Problem ist, dass 14...0-0? an 15.Le7+- scheitert.] 15.Le3 Da Schwarz nun nicht mehr zur Rochade kommt, steht der weiße Vorteil allerdings auch außer Frage. 15...Dxb2 Die Henkersmahlzeit. 16.Lb3 Da3 17.Dd2 De7 18.d5?! Eröffnet Schwarz eine unerhoffte Chance. 18...Sb6?! [Nach 18...Sc5! wird Schwarz des wichtigen Lb3 habhaft.] 19.c4 Ld7 20.c5 Sc8 21.d6 Df8 22.Sc1 h5 [22...f5 23.Sd3 f4 24.Db2! bietet auch nicht mehr viel Hoffnung.] 23.Sd3!+- Gewinnt forciert. 23...f5 24.exf5 gxf5 25.Tae1 e4 26.Sf2 a6 27.Sxe4! Sa7 28.Lg5 Lh6 29.Sg3+ und Matt in fünf 1-0 Auch sonst wies diese Begegnung interessante Partien auf, deshalb noch weitere Kostproben:

Ketelaar,F (2096) - Haucke,A (2224) [B98]

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lg5 e6 7.f4 Le7 8.Df3 h6 9.Lh4 Da5 10.0-0-0 Sbd7 11.Sb3 Dc7 12.Ld3 b5 13.The1 Lb7 14.De2 b4 15.Sd5? Wie Felix Ketelaar nach der Partie erzählte, hatte er bis dato »noch nie mit Sd5 im Sizi verloren«. Hier ist dieser Zug allerdings verfehlt. [15.Sb1=] 15...exd5 16.exd5 0-0!? [Alternativ kann Schwarz auch versuchen, die Mehrfigur mit 16...Sb6 17.Lxf6 gxf6-+ zu behaupten.] 17.Dxe7 Tfe8 18.Lxf6 Txe7 19.Lxe7 Sb6 Auch hier ist Schwarz im Vorteil. 20.Le4 Kh8 21.Lh4 a5 22.Lf2 a4 23.Lxb6 Dxb6 24.Sd4 Dc5 25.Sc6 b3 26.a3 Te8 27.Ld3 Txe1 28.Txe1 g6 29.Se7 Df2 Schwarz gewinnt weiteres Material. 30.Te2 [30.Tf1 De3+] 30...Dxf4+ 31.Kd1 Dd4 32.Kc1 Lxd5 33.Sxd5 Dxd5 34.c3?! Dxd3 und Fritz zeigt Matt in elf Zügen an. 0-1

Meyer,M (2171) - Frackowiak,O (2122) [E67]

1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.c4 Lg7 4.g3 0-0 5.Lg2 d6 6.0-0 Sbd7 7.Sc3 e5 8.e3 c6 9.b3 Sh5 10.Se4 exd4 11.exd4 d5 [11...Sdf6!? bewahrt Lc8.] 12.cxd5 cxd5 13.Sd6+= (Läuferpaar) 13...Db6 14.Sxc8 Taxc8 15.Lh3 f5 16.Lb2 Tfe8 17.Lg2 Shf6 18.Se5 Dd6 19.Dd3 a6 20.Tfe1 Sb8 21.a4 Lf8 22.h3 Sc6 23.La3 Dd8 24.Lxf8 Kxf8 25.g4!? Die Partie nimmt einen forcierteren Charakter an. 25...fxg4 [25...Sb4?! 26.Dd2! Sc2 27.gxf5 Sxa1 28.fxg6 Tc7 (28...hxg6? 29.Dh6+) 29.Txa1 (mit Initiative)] 26.hxg4 Kg7 [26...Sxe5? 27.dxe5 …Sxg4? 28.Df3+] 27.Tad1 Pariert Sb4 und schafft der Dame mehr Freiheiten. 27...Dd6 28.g5 Sh5 29.Df3 Sxe5 [29...Tf8? 30.Dxd5 Dxd5 31.Lxd5 Tf5 32.Tc1±] 30.dxe5 Txe5 31.Txe5 Dxe5 32.Txd5 Tc1+ 33.Lf1 De7? [33...Df4 war die letzte Rettungschance, auch wenn das entstehende Turmendspiel etwas besser für Weiß ist. 34.Dxf4 Sxf4 35.Td7+ Kh8 36.Txb7 Se2+ 37.Kg2 Sf4+ 38.Kf3 Txf1 39.Kxf4 Txf2+ 40.Kg4+=; 33...De6? verliert ebenfalls sofort: 34.Td8 De7 35.Dd5] 34.Dd3+- Die siebte Reihe und der schutzlose König im Verbund mit dem nutzlosen Sh5 besiegeln das schwarze Schicksal. 34...Tc7 35.Dd4+ Kf7 36.Lc4 Txc4 37.bxc4 De1+ 38.Kh2 Dc1 39.Td7+ Ke8 40.Td8+ und 41.Dd7# 1-0 Die übrigen drei Partien endeten Remis, wobei Gerhard in Zeitnot den Gewinn ausließ:

Colpe,H (1903) - Riewe,G (2076) [D45]

1.d4 d5 2.c4 c6 3.e3 e6 4.Sc3 Sf6 5.Sf3 Le7 6.Ld3 Sbd7 7.e4 dxe4 8.Sxe4 Sxe4 9.Lxe4 Sf6 10.Lc2 c5 11.0-0 0-0 12.Le3 b6 13.dxc5 Lxc5 14.De2 Lb7 15.Lxc5 bxc5 16.Se5 Dc7 17.De3 Tad8 18.Tfd1 Db6 19.Tdb1 Db4 20.Ld3 Td4 21.a3 Db6 22.b4 Le4 23.Lxe4 Txe4 24.Dc3 Td8 25.Sd3 cxb4 26.axb4 Ted4 27.Sc5 Dc7 28.g3 Sg4 Der Springer strebt nach e5. _Bc4;f3 29.Tf1? Verliert einen Bauern. [(besser ist) 29.Tc1 Se5 30.Da3=] 29...Se5 30.Tae1 Sxc4-+ 31.Te4 Txe4 32.Sxe4 Dc6 33.Sc5? Dieser Zug sollte eigentlich sofort verlieren. 33...Sd2!-+ Die Schwäche des Feldes f3 ist tödlich für Weiß. Es ist aber kaum zu glauben, wie oft Gerhard in den nächsten Zügen den Gewinn vergibt. 34.Ta1 Sf3+ 35.Kg2 Sd4+?! [35...Se1+ 36.Kf1 Sc2! 37.Dxc2 Dh1+-+] 36.f3? [36.Kh3 (einziger Zug) -+] 36...Sb5? [36...Sxf3! …37.Dxf3 Td2+] 37.Dc2 Dd5 38.Ta2? Die nächste Chance... [(besser ist) 38.Ta5 Dxf3+ 39.Kxf3 Sd4+ 40.Kf2 Sxc2-+] 38...Sd4 39.Df2 Sxf3! 40.Txa7 [40.Dxf3 Dxa2+] 40...Sd2+? [40...Sg5+ setzt bald Matt: 41.Kf1 (41.Kg1 Sh3+) 41...Dh1+ 42.Ke2 Dd1+ 43.Ke3 Dc1+ 44.Ke2 Td2+ 45.Ke3 Td1+ 46.Ke2 Dd2#] 41.Kh3 Dh5+ 42.Kg2 h6 Schwarz sollte immer noch auf Gewinn stehen. 43.h4 Sc4 44.Kh3 Se5 45.Df4 Sc6 [45...Dd1-+] 46.Tc7 Sd4 Nun, da Weiß nach 47.g4 wirklich nicht mehr auf Verlust steht, bot Gerhard remis an. [46...Td4!?-+] 1/2-1/2

Damit trennte uns nur noch ein Mannschaftspunkt vom Meistertitel und der sollte doch wohl in der letzten Runde möglich sein...

7. Runde: DSK - SK König Tegel 3 - 3

Nach einem schnellen Remis an allen sechs Brettern stand es fest: Der DELMENHORSTER SK ist DEUTSCHER VEREINSMANNSCHAFTSMEISTER 2001!

Zum Abschluss noch die Tabelle (K´springer fiel durch ein Unentschieden im Lokalduell gegen den HSK noch hinter Bochum auf Platz 3 zurück) und die Einzelergebnisse der Delmenhorster Spieler, von denen gleich drei (Meyer, Haucke und Korsus) eine Turnierleistung von über 2350 erreichten.

Zusätzlich zu dem großen Meisterschaftspokal gab es bei der von Christian Zickelbein gekonnt souverän durchgeführten Siegerehrung noch Brettpreise für Malte (Brett 2), Ali (Brett 3) und Volker (Brett 4).

Deutsche Vereinsmeisterschaft U-20: Stand nach der 7. Runde

Pl. Mannschaft        TWZ Land  G G P V   MP    BP
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 1. Delmenhorster SK  2129 BRE  7 5 2 0 12-2  29.5
 2. SG Bochum 31      2230 NRW  7 5 1 1 11-3  29.5
 3. KS Hamburg        2149 HAM  7 4 3 0 11-3  26.0
 4. SV Empor Erfurt   1941 THÜ  7 4 0 3  8-6  23.5
 5. SK König Tegel    1796 BER  7 3 2 2  8-6  23.0
 6. Hamburger SK 1830 2085 HAM  7 3 2 2  8-6  21.5
 7. SSV Rotation Bln  1828 BER  7 3 1 3  7-7  19.0
 8. SC Tamm           1905 WÜR  7 3 1 3  7-7  18.5
 9. Dresdner SC 1898  1860 SAC  7 2 2 3  6-8  20.0
10. SV Puschendorf    1717 BAY  7 3 0 4  6-8  18.5
11. SF Fürth          2008 BAY  7 3 0 4  6-8  16.0
12. SF Brackel        1820 NRW  7 1 2 4  4-10 19.0
13. SV SF Aachen-Hörn 1847 NRW  7 1 1 5  3-11 17.5
14. SC Turm Illingen  1722 SAA  7 0 1 6  1-13 12.5
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Pl. Teilnehmer        TWZ Land  G G P V  Punkte  Buchh
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 3. Korsus,Bernd      2283 GER  7 2 5 0  4.5-2.5  29.5  
 1. Meyer,Malte       2171 GER  7 5 2 0  6.0-1.0  25.0  
 1. Haucke, Alexander 2224 GER  7 5 2 0  6.0-1.0  25.5  
 1. Branding,Volker   2117 GER  7 4 2 1  5.0-2.0  26.5  
 5. Riewe,Gerhard     2076 GER  6 1 5 0  3.5-2.5  22.5  
 7. Sturm,Tobias      1904      4 2 1 1  2.5-1.5  12.5  
 4. Nguyen,Hoang      1984      4 1 2 1  2.0-2.0  10.5  
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