Jugendversammlung 2003

Ausschnitte von der Jugenversammlung 2003 der Deutschen Schachjugend am 8./9. März in Greifswald

... DSB-Präsident Alfred Schlya war extra nach Greifswald angereist, um vor der Jugendversammlung für einige Positionen des DSB-Präsidiums zu werben, in denen bisher (und auch jetzt noch!) Uneinigkeit zwischen Deutschem Schachbund (DSB) und Deutscher Schachjugend (DSJ) bestand. So sprach er u.a. die im DSB derzeit verfolgte Strukturreform an. Im Rahmen dieser Reform werden das bisherige Präsidium und fast sämtliche Kommissionen wegfallen - und damit auch die Sitze der DSJ in diesen Gremien. Im nun mit erheblich erweiterten Machtbefugnissen ausgestatteten Geschäftsführenden Präsidium wird die Jugend dagegen nicht vertreten sein. Wohl aber wird es einen Vizepräsidenten für den Bereich Jugend geben, der aber nicht aus den Reihen der Jugendorganisation kommen soll. Werden diese Vorschläge im Mai auf dem Bundeskongress des DSB tatsächlich umgesetzt, so wird die DSJ also demnächst mit noch leiserer Stimme im DSB zu hören sein!

Ob das wirklich, wie Schlya es vermutete, die Eigenständigkeit der Jugendorganisation fördern oder eher die wenigen noch vorhandenen Schnittstellen zwischen DSJ und DSB zerstören und eine konstruktive Rolle der DSJ im Schachbund verhindern wird, wie es viele der Teilnehmer der Versammlung befürchten, wird sich zeigen. Die Schachjugend wird ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten auf jeden Fall nicht kampflos aufgeben. Patrick Wiebe, zweiter Vorsitzender der DSJ, appellierte an alle Landesschachjugenden, in den Präsidien ihrer Erwachsenenverbände für eine weitere Beteiligung der DSJ in den Entscheidungsgremien des Schachbundes zu werben. Nur durch die konstruktive und gleichberechtigte Mitarbeit im Schachbund kann die Schachjugend auf Dauer ihr Profil schärfen und damit die Notwendigkeit ihrer internen Eigenständigkeit aufzeigen ...

Arbeitsschwerpunkt 2003 ist wiederum das Schach mit Kindern, speziell Angebote für Kinder der Altersklasse U8. Auf der letztjährigen Jugendversammlung fiel der Startschuss für diesen Schwerpunkt. Die Schachjugend nahm sich vor, binnen drei Jahren ein ausgefeiltes und an Hand einiger Pilotprojekte erprobtes Konzept zum Umgang mit Kindern im Schach auszuarbeiten. Insbesondere der pädagogische Rahmen mit seinen besonderen Erfordernissen im Umgang mit den ganz jungen Schachspielern steht dabei im Mittelpunkt. Nach der konzeptionellen Vorarbeit fand im Herbst 2002 in Welver ein erstes Schachspielefest speziell für Kinder statt, durch dessen Auswertung wertvolle Erfahrungen gesammelt und Ideen erprobt werden konnten. Ein weiteres Aktionsfeld in diesem Zusammenhang war die Entwicklung von Trainingsinhalten in der Trainerausbildung, die nun Stück für Stück entwickelt und etabliert werden. Auf diesem und einigen weiteren Feldern wird die Arbeit auch in diesem Jahr fortgesetzt und ein fundiertes Gesamtkonzept entwickelt ...

Der andere Schwerpunkt in der Arbeit der DSJ in 2003 ist das Schulschach ... Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass im Schulschachbereich tiefgreifende Veränderungen notwendig sind, da die Entwicklung hier alles andere als beruhigend ist. Das Schulschach soll vom organisierten Vereinsschach weg und hin zu einer echten Breitensportbewegung reformiert werden. Schulschachmeisterschaften sollen nicht mehr länger als zweiter Quasi-Vereinswettbewerb neben den Deutschen Vereinsmeisterschaften (DVM) fungieren. Bisher war es so, dass sich bei den Schulmeisterschaften lediglich Mannschaften durchsetzten, die einen hohen Vereinsspieleranteil hatten. Der Breitensportaspekt ging hier über die Jahre verloren. Allerdings ist die Art der Veränderungen, die diesen allseits gewünschten Zustand erreichen könnten, nicht unumstritten. Während der Vorstand der DSJ und die Mehrheit der an der Diskussion beteiligten Landesschachjugenden eine gravierende Umstellung im Spielbetrieb, speziell die Vergrößerung der Mannschaften mit mehreren Altersklassen in einem Team und damit eine deutliche Verringerung der Wettkampfklassen, derzeit bevorzugte, gab es doch auch warnende Stimmen, die die Folgen solcher Veränderungen für schwer kalkulierbar hielten. Vorteil des Modells ist, dass es vor wenigen Jahren in einer ähnlichen Situation bereits in Frankreich umgesetzt wurde und dort zu großen Erfolgen führte. Das von der Jugendversammlung abgegebene Meinungsbild wird nun zunächst auf dem Schulschach-Workshop im Mai diskutiert und konkretisiert ...

Der Tagesordnungspunkt Wahlen ging auch in diesem Jahr ganz ohne Kontroversen über die Bühne ... Dem neuen Vorstand gehören nun

an ... Weiterhin wählte die Versammlung Frank Spangenberg (Sac) zum Kassenprüfer und Helmut Stadler (Bay) zum stellvertretenden Kassenprüfer. Beauftragter für Leistungssport wurde Simon Martin Claus (Hes), Beauftragter für Wertungszahlen Stefan Herkströter.

Auch der Etatentwurf für den Haushalt 2003 wurde ohne Einwendungen bestätigt.

... Außerdem beschäftigte der Fall des Spielers Peter Lichmann, der seit der DEM 2002 für großen Aufruhr in der Schachjugend sorgte und mit einer Aberkennung des Meistertitels endete, die JV. Auch hierzu lagen verschiedene Anträge vor, die eine Wiederholung eines solchen Falles ausschließen sollen, vor. Die JV war sich einig, dass in der Frage der Spielberechtigung eindeutige Regelungen notwendig sind. So ist ein durchweg positives Resumée zu dieser Jugendversammlung zu ziehen ...

Michael Klein, DSJ


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