Die Favoriten setzten sich klar durch
Meins und Fish geteilte Sieger in der Bremer Einzelmeisterschaft

In der idyllischen Kulisse des Varreler Gutes, das der gastgebende TuS Varrel zur Verfügung stellte, ging vom 2. bis 9. April die 4. Offene Bremer Einzelmeisterschaft harmonisch über die Bühne. Spannung wollte diesmal nicht aufkommen, da die beiden einzigen Bundesliga-Spieler, nämlich die Internationalen Meister Gennadij Fish (Bremer SG) und Gerlef Meins (Werder), dem Feld schon bald davoneilten, nur untereinander remisierten und ihre Konkurrenten sämtlichst schlugen. Beide erzielten prächtige 8,5 Punkte aus 9 Partien; da aber Meins um einen Wertungspunkt die Nase vorn hatte, ging der Titel des Bremer Meisters sowie der erste Geldpreis an ihn. Herzlichen Glückwunsch zum nun schon vierten Titelgewinn!

Zwar hatte der Werderaner Meins am Ende einen Buchholzpunkt mehr, aber glücklicherweise sieht das Reglement in solchen Fällen nun einen Zweikampf um den Titel vor und eben nicht den Entscheid nach der Feinwertung, die zumindest in diesem Fall einfach nur das Losglück spiegeln würde. Damit bleibt vorerst noch unklar, wer die Bremer Farben bei der Deutschen Meisterschaft vertreten wird. Beide Internationalen Meister wurden mit diesem Ergebnis in überragender Weise ihrer Favoritenrolle gerecht und distanzierten den Dritten, Tobias Jugelt (ja: er spielt wieder! Hin und wieder …), 6,5 Punkte, um glatte zwei Zähler. Mir ist nicht erinnerlich, dass der / die Sieger in einer Bremer Einzelmeisterschaft die Nachfolgenden bisher schon einmal in so klarer Weise hinter sich gelassen hätten - Respekt vor beiden Spielern, die das Bremer Schach immer wieder bereichern.

»Bei Anruf Matt« oder: »Wenn das Handy dreimal klingelt« hätte man das Turnier auch betiteln können. Mindestens zwei Partien (Till Schelz-Brandenburg und Boris Milstein) wurden durch das Klingeln der allgegenwärtigen Telefonzelle aus der Hosentasche entschieden. Die Regel aber lautet nun mal: Handyklingeln bedeutet Partieverlust.

Ausgezeichnet lief es hingegen für David Höffer aus Delmenhorst, der als 22. der Startrangliste und einer DWZ von »nur« 1998 schließlich als Zehnter einlief. Mit 6 Punkten war er gleichauf mit dem Fünften, FM Fred Hedke und distanzierte viele Spieler mit weit über 2000 DWZ deutlich hinter sich.

Bei den Senioren siegte Boris Blaushtain, Israel mit 6 Punkten vor Boris Tchetchelnitski, BSG, Wolfgang Bauer, Werder, und Manfred Hedke, Varrel, die alle 5 Punkte erzielten. Obwohl die Wertungszahlen zunächst erwarten ließen, dass sich Blaushtain und Tchetchelnitski deutlicher vom Feld hätten distanzieren können, war das nicht der Fall, was die Verfolger mit Stolz erfüllen darf. Umgekehrt wurde auch einer der Jüngsten den hohen Erwartungen an sein Talent gerecht: Peter Lichmann, 13 Jahre jung, fuhr mit 6 Punkten auf dem 6. Platz ein. Aber auch der mit 16 Jahren Zweitjüngste, Benjamin Kaufmann aus Bremen-West, spielte mit 5 Punkten und dem 30. Platz ein respektables und zu Hoffnungen berechtigendes Turnier.

Ein Kuriosum am Rande: Einer der durchaus erfahrenen Spieler nahm nach hoher Zeitnot an, dass er den 40. Zug geschafft habe und verließ für ein paar Augenblicke den Saal, wohl um ein wenig auszuspannen. Als er zurück kam, wurde ihm aber offenbart, dass erst 39 Züge geschehen waren und er die Zeit überschritten hatte. – Liebe Kinder: Bitte nicht nachmachen!

Kurztext: Claus Dieter Meyer,
Haupttext: Ralf Mulde