Kein Königsmacher aus Bremen

von C. D. Meyer

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Auf den franzöischen Jungstar Etienne Bacrot war einmal mehr Verlaß

Am letzten Wochenende der Schach-Bundesliga ließen die beiden Spitzenreiter Köln Porz und Baden Oos nichts mehr anbrennen. Am Samstag überfuhren die Porzer Werder Bremen mit 6:2 und ließen am Sonntag ein ebenso deutliches 5,5:2,5 gegen die Bremer SG folgen, während der SC Baden Oos sein letztes Hindernis, den Hamburger SK, mit 7:1 aus dem Weg räumte. Da Porz und Baden Oos die gleichen Mannschaftspunkte aufweisen, muß nun ein Stichkampf über den Titel entscheiden.
Nachdem die Bremer SG die Sportfreunde Katernberg mit 5:3 bezwang, gelang Werder gegen denselben Gegner gar ein 6:2. Werder verpaßte zwar knapp die Europacup-Qualifikation, konnte aber seinen vierten Platz behaupten und ist immerhin die neue Nr.1 im Norden.
Der kleine Landesschachbund Bremen kann auf seine zwei Bundesligisten, die mit dem 4. und 6. Platz Stärke bewiesen haben, stolz sein.

Die Bremer SG war vor der 14. Runde gewarnt: Immerhin hatte Katernberg, schon einige Teams zu Fall gebracht. Aber Bacrot gewann am Spitzenbrett eine Glanzpartie; Agrest und Baburin steuerten weitere ganze Punkte hinzu. Die Remisen von Fish, Stefansson, Hjartarson und Landa stellten den erwarteten Gesamtsieg mit 5:3 früh sicher.

14. Runde
SF Katernberg 3:5 Bremer SG
Chuchelov 0:1 Bacrot
Senff ½:½ Landa
L’Ami ½:½ Hjartarson
Siebrecht 0:1 Agrest
Thesing ½:½ Stefansson
Scholz 0:1 Baburin
Souleidis ½:½ Fish
Meyer,Fa. 1:0 Gisbrecht


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Oldie but Goldie: Diesmal glänzte Rainer Knaak mit 2 aus 2

Ungleich schwerer wurde es gegen das Porzer Topteam, das im Fernduell um den Titel punktgleich mit Baden-Oos stand. Die Porzer hatten es geschafft, die Großmeister Beliavski und Vaganian von der russischen Mannschaftsmeisterschaft loszueisen und konnten in Bestaufstellung antreten. Nach der dritten Stunde jedoch sah es so aus, als könnten die Bremer dem Favoriten ein Bein stellen. Fachleute testierten Fish, Agrest und Bacrot leichte Vorteile, und an den anderen Brettern sah man ausgeglichene Positionen. Sollte etwa die Rechnung aufgehen und die BSG zum Königsmacher werden Nachdem Gisbrecht und Landa ihre Partien remis gaben, brannte am Brett von Fish ein Feuerwerk ab, wobei sein starker Gegner sich durch sehr trickreiche Verteidigung rettete. Da in den Partien von Bacrot und Agrest die leichten Vorteile schwanden, reichte es nur noch zu weiteren halben Zählern.. 2,5 Punkte gegen den Spitzenreiter waren die magere Ausbeute der letzten Runde. Indes mit einem abschließenden sechsten Tabellenplatz ist die Bremer SG im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit zum Oberhaus zufrieden.

14. Runde
Bremer SG 2,5:5,5 SG Köln Porz
Bacrot ½:½ Lutz
Landa ½:½ Van Wely
Hjartarson 0:1 I.Sokolov
Agrest ½:½ Beliavsky
Stefansson 0:1 Graf
Baburin 0:1 Gurevich,Mi.
Fish ½:½ Vaganian
Gisbrecht ½:½ Van den Doel


Die Werderaner hatten gegen Porz - wie immer - am Ende klar das Nachsehen: Beim zehnten Versuch gab es die zehnte Klatsche. Als einziger Lichtblick erwies sich Rainer Knaak, der die überzogenen Bemühungen von Mikhail Gurevich bestrafen konnte. Nur zwei Punkteteilungen von Hracek und Schandorff bedürfen noch der Erwähnung, ansonsten war Porz einmal mehr eine Kragenweite zu groß.

Ein ähnlicher Kampfverlauf, nur unter umgekehrten Vorzeichen, zeigte sich gegen Katernberg. Hier wurde Werder seiner Favoritenrolle gerecht und dominierte fast auf der ganzen Linie. Leider erwischte ausgerechnet der bisherige Topscorer Yannick Pelletier ein schwarzes Wochenende - 0 aus zwei -, während Altmeister Rainer Knaak diesmal mit 2 Punkten aus 2 Partien glänzte.

15. Runde
SG Köln Porz 6:2 Werder Bremen
Lutz ½:½ Hracek
Van Wely 1:0 Babula
Sokolov,I. 1:0 Pelletier
Beliavsky ½:½ Schandorff
Graf 1:0 Gallagher
Gurevich,Mi. 0:1 Knaak
Vaganian 1:0 Skripchenko
Van den Doel 1:0 Meins
15. Runde
Werder Bremen 6:2 SF Katernberg
Hracek 1:0 Chuchelov
Babula 1:0 Senff
Pelletier 0:1 L’Ami
Schandorff 1:0 Siebrecht
Gallagher ½:½ Thesing
Knaak 1:0 Scholz
Skripchenko ½:½ Souleidis
Meins 1:0 Meyer,Fa.


Bundesliga-Tabelle (Endstand nach 14 gespielten Runden)
Pl. Verein MP BP
1. SG Köln Porz 26 80,5
2. SC Baden Oos 26 78,5
3. TV Tegernsee 21 67,0
4. Werder Bremen 20 63,0
5. Hamburger SK 19 67,5
6. Bremer SG 18 62,5
7. Solinger SG 15 61,5
8. SC Kreuzberg 15 58,5
9. SV Wattenscheid 12 57,0
10. SFR Neukölln 10 52,0
11. SF Katernberg 10 52,0
12. SCA St Ingbert 7 41,0
13. SV Hofheim 6 40,0
14. SK König Plauen 5 31,0
15. Stuttgarter Sfr 0 28,0
16. Lübecker SV* 0 0

(* zurückgezogen, MP = Mannschaftspunkte, BP = Brettpunkte)