Bremer Schachvereine: Werbt neue Mitglieder!
Ich bin enttäuscht!
Ja, dass bin ich. Und wieso? Weil es keine Resonanz gibt. (französisch résonance, von spätlateinisch resonantia »Widerhall«, bildungssprachlich für: Widerhall, Wirkung, Anklang). Es gibt auf das, was ich hier schreibe weder Widerhall, noch Wirkung, noch Anklang! Weder Kritik noch Lob. Nichts, nada, niente. Würde es nur eine kritische Anmerkung geben. Oder irgendjemand sagen, dass ich sie nicht mehr alle habe. Aber nichts. Wird dies hier eigentlich gelesen? Anscheinend ja nicht. Niemand ruft an oder schreibt eine Mail. Nichts. Es ist, als ob man in ein schwarzes Loch hineinschreibt.
Dabei möchte ich doch nur etwas bewirken, etwas bewegen, etwas in Gange bringen. Dies ist mein erstes Ziel! Ich möchte eine Diskussion darüber anstoßen, wie man über das Breiten- und Freizeitschach neue Mitglieder gewinnen kann. Ich habe allerdings den Eindruck, dass dies die Vereine gar nicht interessiert!
Haben denn die Vereine im Landesverband genug Mitglieder? Wenn ich so etwas frage, höre ich immer, dass die Schulschachgruppen so gut besucht sind. Das ist ja auch richtig, aber ich frage, wie viele aus den Schulschachgruppen finden den Weg in den Verein und wie viele davon bleiben dem Schach erhalten?
Woher kommt das bei vielen Vereinen vorhandene Desinteresse an der Mitgliederwerbung über die Breiten- und Freizeitschachschiene? Hat man es mal versucht und ist dann enttäuscht worden? Ja, und? Ist dies ein Grund aufzugeben? Ich meine nein. Man muss es immer und immer wieder versuchen. Wenn das eine nicht geklappt hat, klappt vielleicht die nächste Idee! Wenn ich dieses sage, kommt immer gleich das nächste »Totschlagargument«: »Keiner im Verein ist bereit mitzuhelfen.« Dies halte ich zum Teil für wahr, zum Teil für Unwahr! Wahr daran ist, dass keiner bereit ist mitzuhelfen, wenn er nicht angesprochen wird! Und wenn einer mitmacht, machen auch mehr mit. Das ist auch wahr. Und auch ich, in Gestalt meiner Aufgabe als Referent für Breiten- und Freizeitschach, bin jederzeit bereit, bei Aktionen zur Mitgliederwerbung mitzuhelfen.
Jeden Morgen, wenn ich mit dem Zug aus dem Bremer Hauptbahnhof in Richtung Hamburg fahre, sehe ich auf der rechten Seite ein neues Wohnviertel entstehen. Ich habe mich beim Betrachten dieser Häuser oft gefragt, wie viele potentielle Schachspieler dort wohl einziehen? Und der nächste Gedanke war, wie spricht man diese an und lockt sie in den Verein? Könnte man nicht vielleicht ein Flugblatt in die Briefkästen verteilen? So nach dem Motto: »Herzlich Willkommen in unserem Stadtteil, wir bieten einen intelligenten Sport für modernen Menschen!« Oder könnte man nicht an einem Sonnabend zwischen 10:00 Uhr und 14:00 Uhr beim Einkaufszentrum einen Informationsstand machen? Oder erst das Flugblatt und dann den Stand und im Flugblatt wird auf diesen Stand aufmerksam gemacht?
Hier bei mir in Syke gibt es immer eine Aktion im Eingangsbereich von Famila. Viele Sportarten haben sich dort schon vorgestellt, nur Schach leider nicht. Wer har eigentlich Schachspielern den Floh ins Ohr gesetzt, dass sich Schach nicht in der Öffentlichkeit darstellen lässt? Der müsste heute noch geprügelt werden. Kleiner Scherz.
Ich bin enttäuscht! Ja, dass bin ich. Und wieso? Weil der DSB die neuesten Mitgliederzahlen veröffentlicht hat. Und was lese ich da über meinen Landesverband? Von 828 Mitgliedern sind nur 33 Frauen! In der Altersgruppe von 10-14 gibt es nur drei, in der Altersgruppe von 15-17 nur vier! Da frage ich mich, was wir verkehrt machen? In der DWZ-Liste vom 21. Juli 2004 stehen 38 Frauen, wobei zwei doppelt sind. Das durchschnittliche Geburtsjahr der restlichen 36 ist 1967! Dies bedeutet, das durchschnittliche Alter beträgt 36 Jahre! Da stelle ich mir doch die Frage, was machen wir verkehrt?
Dazu ein kleiner Exkurs: In Syke ist am 4. September 2004 »Frauensporttag« (http://www.syke.de/php/news/news.php?id=128 [Link veraltet]) Gemäß Ankündigung ist der Sinn dieses Tages: »Sinn des Frauensporttages ist bei Frauen das Interesse für Sport zu wecken und sich darüber hinaus für ihre Belange im Verein zu engagieren. Unterstützt wird das Projekt durch Landesmittel. Frauen sollen die Möglichkeit bekommen, Sport nach Lust und Laune, frei von Rollenklischees, in geschützten Bewegungsräumen kennen zu lernen und ausprobieren zu können. Die Sportwünsche, Interessen, Bedürfnisse, Motivationen und Vorstellungen von Frauen sollen aufgegriffen und festgehalten werden. Die Vereine sollen angeregt werden, ihre Angebote zu überprüfen und im Sinne der Interessen von Frauen zu verändern. Mit neuen innovativen Sportangeboten sollen Frauen für den Sport begeistert werden.« Tolle Idee. Ich lese mir das Programm durch, einmal, zweimal, Vorderseite, Rückseite: Kein Schach im Angebot! Kein Schach im Angebot? Warum nicht? Dieser Tag findet in der hiesigen Realschule statt. An einem Sonnabend! Und kein Schach? Wieso nicht? Weil es keinen Referenten für Damenschach gibt? Oder weil man 50% der Weltbevölkerung nicht für wichtig hält? Oder sind Schachvereine einfach nur zu arrogant? Oder will man keine Frauen im Schachverein haben?
Natürlich ist das vorgenannte ein Frauensporttag. Aber es muss sich doch irgendwo eine halbwegs spielstarke Frau finden lassen, welche an so einem Tag die Faszination des Schachspiels erklärt. Und wieder eine verpasste Gelegenheit mehr Frauen an das Schachbrett zu kriegen. Wie war das noch eben? »Die Vereine sollen angeregt werden, ihre Angebote zu überprüfen und im Sinne der Interessen von Frauen zu verändern.« Hat dies eigentlich schon einmal ein Schachverein gemacht? So etwas muss doch mit der Frage beginnen, und diese Frage sollte sich jeder Schachverein stellen, was ist falsch an unserem Angebot, dass wir so wenige Frauen haben? Und wie machen wir es richtig? Ich glaube fest daran, dass, wenn man nur eine oder zwei Frauen in den Schachverein zieht, diese auch wiederum mehr Frauen nachziehen. Zudem scheinen wir die Altersgruppe von 18 bis 28 Jahren überhaupt nicht zu erreichen.
Ich werde hier jetzt mal etwas sehr Ketzerisches sagen: Das Prinzip der Spielabende an Wochentagen hat sich überlebt! Wie viele Mitglieder sind denn noch regelmäßig bei den Spielabenden? Wie viel Prozent der Mitglieder sind da? Was gibt mir der Spielabend? Und warum muss ich dort unbedingt hin? Läuft da nicht immer dasselbe Ritual ab? Und sind da nicht immer dieselben Nasen? Ist nicht vielleicht auch die Konkurrenz durch die Medien an Wochentagen zu groß? Ich plädiere für einen »Spielnachmittag«! Und zwar an einem Sonnabend. Auch könnte man an diesem Termin die Punktspiele durchführen, damit der Sonntag wieder der Familie gehört. Denn viele wollen einfach abends nicht mehr nach der Arbeit und der Hausarbeit noch in den Schachverein. Man sollte dies einfach mal probieren!
Volker Brandt