Endlich gibt es Reaktionen!
Die folgenden Sätze schreibe ich heute, 31. August 2004 um 21:30 Uhr. Soeben bin ich von der Vorstandssitzung des Landesvorstandes nach Hause gekommen. Diese dauerte von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr. So viel zum Gerücht, ein Landesvorstand hätte nur wenig zu tun. Seit ich dabei bin, wurde ich eines besseren belehrt. Der Landesvorstand kümmert sich um 1000 kleine und große Dinge. Eine Vielfalt, die ich mir nicht auch nur annähernd vorstellen konnte.
Doch das, was ich sagen wollte, ist, dass es anscheinend einige »Irritationen« bezüglich dessen, was ich hier so schreibe, gibt. Deshalb möchte ich noch einmal, und zum wiederholten Male, etwas klarstellen: Das, was ich hier schreibe, ist meine Meinung! Nicht die Meinung des Landesverbandes oder des Vorstandes! Meine Ideen sind keine Vorschläge, wie jemand etwas zu machen hat, oder Beschlussvorschläge für den Landesverband! Es sind Ideen und Diskussionsanregungen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Und noch eines: Natürlich ist dies, was ich hier schreibe, eine subjektive Einzelmeinung. Meine Meinung. Meine Sicht der Dinge. Es steht zwar unter jedem Artikel »Referent für Breiten- und Freizeitschach«, aber hier steht, wie ich die Sachen sehe. So, dass musste mal wieder gesagt werden.
Ich frage mich ja, welche Irritationen aufgekommen wären, wenn ich hier geschrieben hätte, dass man ja über eine Fusion der Landesverbände Niedersachsen und Bremen nachdenken könnte. Dieser Landesverband Niedersachsen/Bremen würde dann, meiner Meinung nach, aus fünf Bezirken bestehen. Und zwar den Bezirk »West«, der alles beinhaltet, dass westlich der A29/A1 liegen würde, einschließlich der Städte Wilhelmshaven, Oldenburg und Osnabrück. Den Bezirk »Bremen«, der alles beinhalten würde, was westlich der A27 und der Weser liegen würde, einschließlich Cuxhaven, Bremerhaven und Bremen. Daran würde sich der Bezirk »Mitte« anschließen, der alles beinhaltet, dass westlich der A7 liegt und nördlich der A2. Als nächstes der Bezirk »Süd«, dies bedeutet, alles südlich der A2, einschließlich der Städte Hannover und Braunschweig. Der Rest wäre dann der Bezirk »Ost«, östlich der A7 und nördlich der A2. Aber wie gesagt, wenn ich so etwas schreibe, ist dies meine Einzelmeinung!
Kommen wir zum Thema der Überschrift. Endlich gibt es Reaktionen. Wenn auch nur eine. Ich hatte mich ja des Öfteren hier an dieser Stelle beschwert, dass es auf meine Vorschläge und Gedankenspiele, welche ich hier postuliere, keine Reaktionen gibt. Weder positive noch negative. Doch nun kam mir der Zufall zu Hilfe. Im Weser-Kurier erschien ein Artikel zu einem dieser Großmeisterturniere im Ruhrgebiet. Beklagt wurde darin auch der Mangel an deutschen Spitzenspielern. Darauf nahm ich die Gelegenheit war, den folgenden Leserbrief zu schreiben, welcher erstaunlicherweise am 10. August 2004 unter der Überschrift »Terminreform notwendig« im Weser-Kurier veröffentlicht wurde: »Es ist nicht nur erschreckend, dass es keinen deutschen Spieler in der Weltspitze des Schachs gibt, erschreckend ist auch, dass es im Bereich des Bremer Landesschachverbandes von 828 aktiven Schachspielern nur 33 Schach spielende Frauen gibt! Warum ist dies so? Die Schachvereine zielen mit ihrem Angebot an den Frauen von heute vorbei. Das Angebot der Schachvereine sieht traditionell so aus, dass einmal in der Woche, zwischen Montag und Freitag, Spielabend ist und in der Punktspielsaison alle zwei Wochen, beginnend am Sonntagmorgen um 10 Uhr, ein Punktspiel. Dies sind Zeiten und Termine, die einer modernen arbeitenden Frau von heute, welche häufig auch noch Kinder zu versorgen hat, überhaupt nicht ins Konzept passen. Übrigens auch vielen Männern nicht mehr! Warum ringen sich die Schachvereine nicht zu einer Reform ihrer Termine durch, um damit mehr Frauen zum Schach zu locken? Idealerweise böte sich hierfür der Sonnabendnachmittag an. Und dann auch nicht, wie bisher häufig, am Abend, sondern ab 14:30 Uhr am Nachmittag. Auch sollte parallel dazu die Bedenkzeitregelung verändert werden. Wer hat denn heutzutage noch die Lust und die Zeit, bis zu sechs Stunden am Schachbrett zu sitzen? Und das an einem Sonntag? Nein, mehr als vier Stunden Gesamtspielzeit sollten es nicht mehr sein, so dass dann Frau oder Mann spätestens 19 Uhr wieder zu Hause ist und der Sonntag wieder der Familie gehört und nicht dem Schach. Durch so eine Reform könnte man dann auch wieder die Basis in die Breite bringen und Spitzenspieler kommen dann ganz von alleine.« So weit mein Leserbrief. Geschrieben, abgeschickt und nach Thüringen in den Urlaub gefahren. Weil ich ja dachte, dass es nun von vielen Seiten Ärger gibt. So nach dem Motto »Nestbeschmutzer« und so weiter. Aber nichts. Es gab einen Brief an mich, der positiv war. Einen! Einen! Mehr nicht! Es gab keinen negativen! Keinen! Liegt es an mir? Oder hofft man in den Vereinen, dass man durch Ignorieren der Fakten, den Kelch an einen vorübergehen lassen kann? Auch der vorhergehende Satz ist meine Meinung, nicht die Meinung des Landesvorstandes! Ich muss dies noch einmal betonen, obwohl mich dies tierisch nervt, immer dieses betonen, dass dies meine Meinung ist. Ich nehme jetzt einfach mal an, dass der geneigte Leser es begriffen hat! Das Faktum, auch wenn es schmerzhaft ist, ist doch folgendes: Der heutige Mensch, egal ob Mann oder Frau, lässt sich nur sehr, sehr schwer dazu bewegen, in einen Schachverein einzutreten. Wenn dies aber so ist, müssen wir uns, und mit wir meine ich Landesvorstand und Vereine, also wir alle müssen uns fragen, wo hierfür die Gründe liegen!? Und wir sollten uns nicht damit herausreden bzw. abfinden, dass Schach eben eine »Randsportart« sei. Und wenn dies doch so ist, sollte man versuchen, vom Rand in die Mitte zu kommen. Aber wie lässt sich dies bewerkstelligen? Also, anders gefragt, was muss der Schachsport machen um in die Medien und damit vom Rand in die Mitte zu kommen?
Die Fakten:
- Medienpräsenz und das Sponsoreninteresse verwandeln den Sport in ein Event, dem immer stärker Show-Elemente beigemischt werden.
- Fixierung auf einige wenige medienwirksame Stars.
- Medien fordern eine attraktive Inszenierung.
Fazit: Schach muss zu einem Event mit Showeinlagen werden, mit einigen wenigen Stars, die eine attraktive Inszenierung auch außerhalb des Schachbrettes bieten.
Ich höre jetzt förmlich 99% der geneigten Leser aufstöhnen, weil ich hier Dinge vorschlage, die in Vereinskreisen mit einem Tabu belegt sind. Aber wir müssen uns entscheiden: Dahinsiechen oder Überleben! Dies mag jetzt etwas überspitzt formuliert sein, aber ich möchte noch etwas persönliches Anmerken:
Meiner Meinung fängt es schon bei den Namen der Schachvereine an. Bis auf einige wenige, als Beispiel seien hier die Vereine Schachelschweine aus Hamburg und Kaponier Vechta aus Niedersachsen genannt, also bis auf einige wenige haben Schachvereine auch nicht so unbedingt einen Vereinsnamen, der Menschen und Sponsoren anspricht. Fast alle heißen Schachfreunde oder Schachklub oder Schachgemeinschaft. Ja, ich weiß. Diese Namen haben Tradition. Aber was ist, wenn sich eine Tradition überlebt hat und nicht mehr den modernen Menschen anspricht? Als Beispiel soll mir da Football dienen. Da heißen die Mannschaften Kiel Baltic Hurricanes, Hamburg Eagles oder Weyhe Vikings. Das finde ich allemal besser, frischer, moderner und ansprechender als »Eckbauer Kiel« oder Schachgemeinschaft XY. Ich höre ja schon wieder vielfältiges aufstöhnen bei vielen Lesern. »Nun will er auch noch unseren Vereinsnamen ändern«. Ja, dass möchte er gerne!
Und wo er schon einmal dabei ist: Vielleicht sollten dann auch gleich die Vereinswappen überarbeitet werden. Immer nur Schachbrett ist doch langweilig und überholt, oder nicht? Warum nicht einmal einer Firma anbieten, einen Teil ihres Firmenwappens in das Vereinslogo mit aufzunehmen? Natürlich gegen das entsprechende kleine Sponsoring für den Schachverein. Oder wenn man mal wieder zum Football schaut: Da wimmelt es nur so von tollen Tieren, schönen Schiffen und so weiter. Damit kann man etwas her machen, auch und gerade bei potentiellen Sponsoren, und nicht mit zwei armen Figuren auf 32 schwarzen und 32 weißen Feldern.
Dann würde ich noch gerne, aber dann ist es auch genug der Vorschläge, dazu aufrufen, dass die Mannschaften, beziehungsweise die Vereinsmitglieder, sich zu ihrem Verein bekennen. Und zwar mit einem Vereinstrikot! Warum haben die Mannschaften beim Schach eigentlich keine einheitliche Oberbekleidung? So mit Vereinswappen? Und Sponsorenaufdruck?
Volker Brandt