Altmeister Hermann Heemsoth ist gestorben

[Photo Hermann Heemsoth<br>(*21.12.1909  †20.01.2006)]Hermann Heemsoth
(*21.12.1909 †20.01.2006)

Die Schachabteilung des SV Werder Bremen trauert um Hermann Heemsoth, der am Freitag, den 20. Januar 2006, im Alter von 96 Jahren verstarb. Der gebürtige Bremer und ehemalige Realschullehrer (er unterrichtete an der Freiligrathstraße Mathematik, Englisch und Sport) war hierzulande einer der bekanntesten, erfolgreichsten und schaffenskräftigsten Persönlichkeiten des Schach. Als vielseitiger Sportler, dessen Freizeit zunächst dem Fußball, Radsport und Rudern gewidmet war, erlernte er mit 16 Jahren die Grundregeln des ‚königlichen Spiels’, und in den 30er/40er Jahren, nachdem er der Bremer Schachgesellschaft beigetreten war, begann er, zahlreiche Titel zu erringen. Fünfmal wurde er dann Bremer Meister, sechsmal Weser-Ems Meister, einmal Norddeutscher Meister (Vorturnier Nord zur DEM 1952), Sieger beim „Premier Reserves A“ in Hastings (1957) und beim „Major“, Hastings 1959 (nach Stichkampf gegen W. Rautenberg), Teilnahme am „Premier“, Hastings 1959/60.

Als treuer Adept seines Vorbildes Carl Carls, dem unvergessenen ‚Verfechter der Bremer Partie’, war er bis 1971 Mitglied in dessem Verein, der Bremer SG, wo er mehrfach Meister wurde und mit so hervorragenden Spielern wie Carls, Dr. Antze, Dr. Taube und Kuppe in den 50er Jahren glänzende Mannschaftserfolge feiern konnte. Zu der Zeit bei der BSG bemerkte sein ehemaliger Klubkamerad Hanno Keller: „Heemsoths Verdienste für die BSG waren groß, ich persönlich schätzte ihn, er half mir in vielem.“

Heemsoth, seit 1971 Mitglied der Werder-Schachabteilung, wurde hier dreimal in Serie Meister (1977-79) und wirkte bis Mitte der 80er Jahre an den Mannschaftskämpfen in der Oberliga-Nord mit. Überdies stellte er eine maßgebliche Stütze des Bremer Seniorenschachs dar und war im Team mit Dr. Dornieden, Kasüschke und Secula erfolgreich. Beim alljährlichen Pyrmonter Turnier der über 60jährigen 1982 und 1983 siegte er, 1984 wurde er Zweiter.

In den 90er Jahren traf man ihn in der Werderhalle an den Vereinsabenden des öfteren bei freien Partien und Analysen mit seinem Freund Gregor Kasüschke und konnte erleben, welch beneidenswerte geistige Frische er sich bewahrt hatte.

Heemsoths große Leidenschaft jedoch galt dem Fernschach, das er 1931 für sich entdeckt hatte. Sein erstes Turnier, das er 1946 spielte und mit 20:0 Punkten gewann, war der stürmische Auftakt einer eindrucksvollen Karriere. Herausragende Stationen waren Siege in der II. Gesamtdeutschen Fernschachmeisterschaft 1951/54 sowie in der Deutschen Fernschachmeisterschaft 1966/69. Er nahm an zahlreichen Fernschach-Einzelturnieren und Länderkämpfen teil, 1972 wurde ihm der Titel ‚Internationaler Fernschachmeister’, 1987 der eines ‚Fernschachgroßmeisters’ verliehen. Dieser Erfolg im Alter von 77 ist bisher einmalig. Und – ‚last not least’ - der Bremer war Träger des goldenen Sportabzeichens, bekleidete von 1956 bis 1988 das verantwortungsvolle Amt des Präsidenten des Deutschen Fernschachbundes und wurde zum Ehrenpräsidenten des ‚BdF’ ernannt.

Auch als Schachautor hatte Heemsoth Rang und Ruf. Mehr als 30 Jahre leitete er die wöchentliche Schachecke im ‚Weser Kurier’ und veröffentlicht in Fachzeitschriften Fernpartien, 1981 verfaßte er das Turnierbuch über die „1. Europa-Mannschaftsmeisterschaft im Fernschach“, 1990 sein persönliches Buch „75 meiner schönsten Partien“.

Noch an seinem 90. Geburtstag sah man ihm das hohe Alter kaum an, er lud einige Nah- und Fernschachfreunde zu einer Feier ein und schrieb: „Bringen Sie gute Stimmung, aber keine Geschenke mit. Als Neunzigjähriger hat man nur einen Wunsch: Gesund bleiben!!!“

Danach ist es stiller um ihn geworden. Als ihn der Schreiber dieser Zeilen am 21. Dezember 2005 zu seinem ‚96.’ besuchte, war die einst so robuste Gesundheit des Altmeisters sehr angegriffen. Beim Thema Schach indes war er wie immer neugierig und gesprächig. Auf die Frage nach seinen größten Schachidolen antwortete er: im Fernschach der vierte Weltmeister Wladimir Sagorowski (RUS), im Nahschach früher Carl Carls, der bis heute einzige Deutsche Einzelmeister aus Bremen (1934), später Weltmeister Robert („Bobby“) James Fischer.

Das Schachspiel war Heemsoth stets fester Halt im Leben, er spielte es fast bis zuletzt, oft dreimal die Woche. Enge Bremer Schachfreunde – auch jenseits des Brettes - wie Günter Mull und Gregor Kasüschke sind ihm über viele Jahre verlässliche Partner gewesen. Doch gesundheitliche Rückschläge in der letzten Zeit und nach 64-jähriger, glücklicher Ehe der Tod seiner geliebten Frau Hildegard (*1917 †2005) haben ihm dann schwer zugesetzt. Am Freitag vormittag, den 20. Januar 2006, ist er im Klinikum Bremen Mitte ruhig entschlafen. Hermann Heemsoth hinterläßt eine Tochter und zwei Enkelkinder.

Die Schachabteilung des SV Werder Bremen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Die nachfolgende Auswahl aus seinem Fernschach-Buch „75 meiner schönsten Partien“ wollte der Altmeister gern noch einmal veröffentlicht sehen:

Partie im PGN-Format

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Partie im PGN-Format

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