Deutsche Schnellschachmeisterschaften 2005

Moinmoin! Vor wenigen Wochen fanden in Elversberg/Saarland die Deutschen Schnellschachmeisterschaften für das Jahr 2005 statt. Das mag verwundern, denn wir sind ja mittlerweile bereits im Frühling des Jahres der Fußballmeisterschaft 2006 (hurra!). Hat der Deutsche Schachbund da geschlafen und den Termin zu spät angesetzt? Doch nein, es ist ganz anders. Denn tatsächlich hat das Turnier schon im Oktober letzten Jahres stattgefunden, nur ist es mir aufgrund verschiedener geheimnisvoller Vorkommnisse erst jetzt gelungen, endlich den Bericht dafür zu beginnen („Geheimnisvoll“ waren die Vorkommnisse insofern, als dass ich sie lieber für mich behalten möchte, da es wenig ehrenvoll wäre, sie genauer zu beschreiben, denn letztlich handelte es sich doch nur um eine etwas träge daherkommende Motivation, langes Ausschlafen, Fernsehgucken, Arbeiten und Chips essen ...). Aber nun denn, so sei es! Und nun zum Bericht!! Also ...

Im letzten Mai schon ergab es sich, dass man im Findorffer Vereinshaus nach einem knapp neunstündigen titanischen Ringen den Bremer Schnellschachmeister 2005 ermittelte (Das zeigt einmal mehr, wie beinhart die Schachspieler sind – jeder Fußballspieler verlässt meist schon nach nur neunzig Minuten den Platz.) Markus Lammers ließ es sich damals nicht nehmen, den Bremer Meistertitel nach Delmenhorst zu entführen, wobei er Martin Breutigam und dann mich elegant auf die Plätze verwies. Doch wie es manchmal so kommt – die beiden vor mir Platzierten hatten keine Möglichkeit, an der Endrunde im Saarland teilzunehmen, und so wurde ich denn als Bremer Teilnehmer für die Deutschen Meisterschaften nominiert, verbunden mit der Auflage des kommissarischen Turnierleiters Tim Boese, ich möge doch unser Bundesland ehrenvoll vertreten.

Doch das gestaltete sich schwierig. In dem 28-köpfigen Teilnehmerfeld war ich ungefähr an Platz 20 gesetzt, und ungefähr in dieser Höhe kam ich am Ende nach einem eher unauffälligen Turnier auch ins Ziel. Für jeden Teilnehmer hatte man eine Namenskarte vorbereitet, auf denen in der Deutschlandkarte mit roter Farbe das Bundesland des Spielers markiert war. Es dauerte allerdings einige Zeit, ehe ich das begriffen hatte, denn Bremen ist nun mal sehr klein und war selbst als roter Punkt nur schwer zu entdecken! Ansporn genug also für mich, zumindest also durch viele Punkte für Bremer Ehren zu kämpfen. Doch – siehe oben – daraus wurde nicht viel. So unauffällig wie das Turnier waren auch meine Partien, und so klein wie der rote Bremer Flecken auf der Deutschlandkarte war auch meine Rechengenauigkeit. Nach einem wechselvollen Start mit 1,5/3 Punkten kam es in der vierten Runde zu folgender Stellung gegen den FM Carsten Schulz aus Cottbus:

Partie im PGN-Format

Da war mein Gegner einfach plietscher als ich! Nach einem kurzen Remis gegen Ralf Christ vom Lübecker SV folgte dann die sechste Partie des Tages gegen den Karlsruher FM Wolfgang Gerstner. Ich stand ganz gut (dachte ich), dann aber überriss ich und verlor nach einer coolen Abwehr meines Gegners. Letztlich aber glaube ich, dass ich von vornherein nicht viel hatte, und mein „Angriff“ eher nur so ein Rauschen im Winde war:

Partie im PGN-Format

So endete der erste Turniertag für mich mit Trübsinn und für den SV Elversberg mit einer Vereinsfeier zum 75-jährigen Jubiläum des Vereins (viele Geschenke wurden überreicht für die Jugendarbeit, man hörte Musik und einige Reden!). Früh war ich dann aber im Bett, und nach einem stärkenden Frühstück entsann ich mich meines Versprechens an den Turnierleiter, das Bundesland würdig zu vertreten, denn immerhin wollte ich ja noch wieder dahin zurück! Nach einem Remis und einer weiteren mauen Niederlage ging es aber mit demselben Gestiefel weiter, und nur mit Glück (vielleicht sollte ich schreiben G-L-Ü-C-K, um es mehr zu betonen) gelang mir ein Zwischenspurt mit zwei Siegen, so dass ich mich maßvoll vom unheilvoll drohenden Tabellenende entfernen konnte. Die letzte Runde dann gegen den Griesheimer FM Schnitzspan lief sehr gut für mich, doch bedingt durch meine knappe Zeit (und das ist ja dann doch immer selbstverschuldet!) entwickelten sich die Dinge wie folgt auf unterhaltsame Weise:

Partie im PGN-Format

Das war ein wenig glücklicher Schluss eines wenig erfolgreichen Turniers. Doch so war es, und wie immer gleichen sich Glück und Pech am Brett schließlich wohl doch mehr oder weniger aus. Also will ich nicht lamentieren – verdient ist verdient, die 4,5/11 Punkten waren schon in Ordnung. Die Meisterschaft konnte am Ende mit 9,5/11 Punkten der Großmeister Klaus Bischoff vom TV Tegernsee für sich entscheiden, der sich – nach Einschätzung des zur Siegerehrung angereisten Staatssekretärs – damit nun wohl auf den Weg in die Weltspitze macht. Der zweite Platz ging an Thies Heinemann vom Hamburger SK, und das war auch für mich eine Beruhigung, denn somit war doch die Fahne der kleinen Bundesländer entschieden nach oben gehalten worden! Nach einer langen Reise durch die Nacht kehrte ich letztlich wieder wohlbehalten und mit neuen Erfahrungen (Desillusionierungen) über das Schachspiel in den Norden zurück. Aber so ist es ja oft – man spielt, man verliert, und dann denkt man: „Beim nächsten Mal weiß ich es schon besser!“ Doch dann denkt man wieder komische Gedanken und zaubert neue schlechte Züge aus der großen Fehlerkiste aufs Brett, und wieder geht das Grübeln los, warum es denn nun schon wieder schief gelaufen ist. Es hört ja nie auf! Doch so ist eben das Spiel, und wenn es sein soll, dann spielt man irgendwann auch wieder besser. Spaß macht es allemal, und das ist ja eigentlich auch die Hauptsache. Und solange man nicht mit 1.d4 beginnt, kann ja noch alles gut werden.

Olaf Steffens