Vom Auf und Ab im Zillertal

Werders Auftritt beim Schach-Europapokal in Fügen

Inzwischen haben die europäischen Vereinsmeisterschaften eine gute Tradition. Spitzenvereine aus den verschiedenen europäischen Ländern kommen nach den nationalen Meisterschaften zusammen, um ihre Kräfte auf internationaler Ebene zu messen.

Diesmal fand der 22. European Club Cup vom 7.10. bis 15.10. 2006 in Fügen (Österreich) statt. Insgesamt nahmen 56 Mannschaften teil, davon waren 3 Vereine aus Deutschland: Werder Bremen, SG 1868 Aljechin Solingen und Schachfreunde Berlin.

Werder mit starker Mannschaft

Wir sind mit fast mit derselben Mannschaft angetreten wie im Vorjahr. Es gab eine Veränderung: Statt des verhinderten Luce McShane spielte Alexander. Diesmal waren wir aber an Nummer 9 gesetzt (letztes Jahr an 6).

Die Rolle des Mannschaftsführers und gleichzeitig des Ersatzmannes wurde diesmal mir übertragen. Als Coach habe ich von Anfang an klar gemacht, dass ich erst dann spielen werde, wenn jemand aussetzen möchte. Die Aufgabe zu coachen war mir zu wichtig.

Runde 1

In der ersten Runde hatten wir mit einer norwegischen Mannschaft zu tun. Unser Elo-Schnitt wies über 250 Punkte mehr auf, als der unseres Gegners. Dementsprechend ist das Match mit 5,5-0,5 ausgegangen. Das einzige Remis gab Alexander mit den schwarzen Steinen ab.

Runde 2

In der zweiten Runde mussten wir gegen eine isländische Manschaft ran. Diesmal gaben wir einen Punkt ab. Nur mit Remis mussten sich diesmal Tomi und Zbynek zufrieden geben.

Runde 3

In der dritten Runde erwartete uns die erste grosse Herausforderung. Die an Nummer zwei gesetzte Elara aus der russischen Stadt Cheboksary hatte in ihren Reihen drei Spieler mit Elo über 2700.

Ich musste zum ersten Mal spielen, denn Zbynek fühlt sich nicht wohl gegen seinen in letzter Zeit sehr stark aufspielenden Landsmann David Navara. Nach dreieinhalb Stunden Spielzeit, als mein Gegner mir remis anbot, stand es 1-2 gegen uns. Zu dem Zeitpunkt hat schon Alexander, der bereits aus der Eröffnung mit einem Minusbauern herauskam, verloren. Zahar gegen Gelfand und Lars gegen Khalifman konnten den Vorteil der weißen Farbe nicht verwerten. Mit einem oberflächlichen Blick habe ich die beiden restlichen Partien eingeschätzt: Tomi stand gewonnen, bei Vlasti war die Stellung remis. Ich dachte, dass wir mit einem 3-3 sehr zufrieden sein können, und habe das Remisangebot meines Gegners angenommen.

Kurz danach gewann Tomi seine Partie. Vlasti geriet aber in Zeitnot und musste einen Bauern abgeben, wonach die Stellung schon nicht mehr so einfach zu spielen war. Wegen des Mangels an Bedenkzeit konnte er keinen guten Verteidigungsplan finden und musste bald aufgeben. Damit war leider das Match mit 2,5-3,5 aus unserer Sicht verloren.

Runde 4

In der vierten Runde spielten wir gegen den alten Bekannten aus der Bundesliga, aus Solingen. An Brettern 1 und 3 wollten Naumann gegen Efimenko und Hoffmann gegen Hracek nur remis. Die beiden haben harmlose Eröffnungen herausgespielt, wo auch Schwarz nicht viel gegen ein Remis machen konnte. An den anderen Brettern waren unsere Spieler ihrer Favoritenrolle gerecht. Das Endergebnis lautete damit 5-1 für uns.

Runde 5

In der fünften Runde haben wir uns eine Blöße erlaubt. Gegen eine Schweizer Mannschaft war eigentlich nur ein Gewinn angesagt. Ich denke, dass wir etwas Pech mit der Farbverteilung hatten. So konnten Zahar und Zbynek gegen ihre nicht mehr so starken, aber trotzdem sehr erfahrenen Gegner (Sokolov bzw. Hort) mit Weiß nicht viel herausholen. Tomi war der Einzige, der seine weiße Partie sehr souverän gewinnen konnte. An den geraden Brettern war unser Gegnerschaft viel schwächer, aber sie hatte Weiß. Alexander hatte bereits nach der Eröffnung keine Chance auf einen Weiterkampf. Mein Gegner hat die Stellung zu Beginn der Partie auch sehr vereinfacht. Ich habe sehr lange gekämpft und konnte im Springerendspiel einen kleinen Vorteil erzielen. Es ist mir leider nicht gelungen, ihn in einen Sieg zu verwerten. Vlasti war wieder einmal unser Pechvogel: nach einer passablen Eröffnung spielte er riskant, überzog seine Stellung und verlor. Das Endergebnis war 3:3.

Runde 6

In der vorletzten Runde trafen wir auf die Lokalmatadoren aus Jenbach (Österreich). Vlasti wollte nach seiner Niederlage aussetzen so, dass ich zum ersten Mal Weiß hatte. Alle weißen Partien gewannen wir diesmal in sehr sicherer Manier. Lars und Zahar spielten ihre schwarzen Partien remis. Nach einer sehr merkwürdigen Eröffnungsstrategie hätte Zbynek verlieren müssen, konnte aber hingegen einen Sieg verbuchen. Damit war der Gesamtsieg 5-1 absolut verdient, hätte vielleicht nicht so hoch fallen müssen.

Runde 7

In der letzten Runde wurden wir plötzlich nach oben gelost.

Unser Kontrahent wurde die an eins gesetzte Mannschaft Ural Swerdlovskaja. Zuerst wollte Zbynek aussetzen. Seine bisherige Punkteausbeute (3,5 aus 5) konnte täuschen, denn spielerisch hat er wenig überzeugt. Es war aber klar, dass, wenn Zbynek nicht spielt, Tomi mit Schwarz gegen Grischuk antreten muß. Und gerade das wollten wir vermeiden. Deshalb haben Till und ich Zbynek überredet, doch zu spielen. Es war dann nur noch die Frage offen, ob Lars oder ich am letzten Brett antreten soll. Nach kurzer Absprache erklärte sich Lars zum Spielen bereit. Nach dreieinhalb Stunden Spielzeit stand es 2-1 für uns. Zahar gegen Svidler und Zbynek gegen Akopian spielten remis, Tomi gewann gegen Malakhov in eindrucksvoller Manier.

Bei den drei verbliebenen Schwarzpartien sah es aber für uns von Anfang an düster aus. Alexander gegen Shirov und Lars gegen Dreev sind aus der Eröffnung mit einer schweren Stellung herausgekommen. Ihre übermächtigen Gegner ließen ihnen am Ende keine Chance. Die Stellung von Vlasti war ziemlich lange unklar. Nach vielen Komplikationen und Verwirrungen konnte er sogar einen materiellen Vorteil (Turm, Springer und Läufer gegen die Dame) verbuchen. In Zeitnot konnte er ihn aber nicht behalten und musste seinen Läufer abgeben. Am Ende konnte er doch noch eine Festung bauen und spielte remis. Damit war das Match 2,5-3,5 aus unserer Sicht verloren.

Durch diese Niederlage sind wir leider in der Tabelle von Platz 6 auf den dreizehnten Rang abgerutscht. Wir haben aber gezeigt, dass wir auch ohne unsere zwei Stammspieler (Yannick und Luke) mit den besten Mannschaften mithalten können. Hier sind unsere Einzelergebnisse: